Samstag, 30. November 2019

Mary Did You Know - Taryn Harbridge













DER WALD HINTER DEN GEDANKEN





DER WALD HINTER DEN GEDANKEN



Der Wald hinter den Gedanken,

die Regentropfen an ihnen

und der Herbst, der sie vergilben lässt –



ach, Himbeerranken aussprechen,

dir Beeren ins Ohr flüstern,

die roten, die ins Moos fielen.

Dein Ohr versteht sie nicht,

mein Mund spricht sie nicht aus,

Worte halten ihren Verfall nicht auf.



Hand in Hand zwischen undenkbaren Gedanken.

Im Dickicht verliert sich die Spur.

Der Mond schlägt sein Auge auf,

gelb und für immer.



(Günter Eich)






“Wir sind ganz angstallein...





“Wir sind ganz angstallein
haben nur aneinander Halt,
jedes Wort wird wie ein Wald
vor unserem Wandern sein
Unser Wille ist nur der Wind,
der uns drängt und dreht,
weil wir selber die Sehnsucht sind,
die in Blüten steht.”


(Rainer Maria Rilke)








Foto: Tim Maas









NOVEMBER





NOVEMBER



Die Luft ist grau, das Feld steht kahl,

Die dumpfen Nebel spinnen:

Kein Ton, kein Sang, kein Farbenstrahl: –

Glück zog und Glanz von hinnen.



Rings Stille – matt starb selbst der Wind –

Ein Rabe huscht an den Steinen:

Mir ist, ich hör’ mein fernes Kind

Bitter, bitter weinen.



(Felix Dahn)






Die Politik der Gleichheit...





Die Politik der Gleichheit setzt beim "Weniger" an, beim Neid.
Es ist besser, beim Wunsch nach "Mehr" anzusetzen und bei den Unterschieden,
die uns so unvergleichlich machen.

- Luisa Muraro -






Kalendergedicht, Samstag 30.November 2019





AUS STILLER ZEIT


Die Glocken klingen Abendfeier,
Die Herden läuten heim zum Stall.
Die Nacht schlingt heimlich Nebelschleier
Um Aveklang und Blätterfall.

Von frischgestürzten Ackerkrumen
Ein Krähenruf noch dann und wann.
Ein Duft von späten Wiesenblumen
Geht suchen, wo er schlafen kann.

Die kahlen Weidenzweige klopfen
An unser Hüttenfenster sacht.
Das Schilf klirrt und die Erlen tropfen,
Als weinten still sie in die Nacht.

Und dir ist bang, das Scheit zu zünden,
Das traulich unsre Kammer hellt,
Weil Lichter mir die Träne künden,
Die scheu dir von der Wimper fällt.

Laß nur des Herdbrands Flammen scheinen,
Wenn auch der Blick in Tränen starrt;
Wir haben manches zu beweinen,
Was mit dem Sommer müde ward


Max Geissler (1868-1945)






Freitag, 29. November 2019

Manchester Orchestra - The Silence (Live at The Regency Ballroom San Francisco)






 
 
 
 
 
 
 

EHRFURCHT VOR DEM STILLEN GELÄNDE





EHRFURCHT VOR DEM STILLEN GELÄNDE

Das Fenster weit aufgestoßen
in die Lunge des Tages
und mit den Fingern die letzten Spuren
des Sommers entlanggefahren,
die Abschriften in Bernstein,
Nachlass der Farben im Herbst,
die einander mit Licht bewerfen.
Wir wickeln das heimliche Tau
unserer Blicke darum,
ritzen einfache Zeichen in
die Partitur der Witterung,
verschlüsseln das Laub,
die etymologischen Beete,
beschneit vom Gelesenen
auf dem unsere Gesichter schliefen.
Die Jahre tauschen ihre Ringe,
schieben die Reihen eng zusammen.
So ein schöner Tag war gestern.

(Quelle: Bleistiftgebiete Text - und Skizzenblog Ralph Pordzik)






HERBSTLIED





HERBSTLIED

Die langen Seufzer
der Violinen
des Herbstes
versehren mein Herz
mit ihrer monotonen
Schläfrigkeit.
Ganz atemlos
und fahl, beim
Stundenschlag,
kommen mir
alte Zeiten in den Sinn
und ich weine …
Und ich mache mich auf den Weg
im stürmischen Wind,
der mich
hin und her treibt


(Paul Verlaine)







Foto: Tim Maas










Der Himmel singt...





Der Himmel singt
In leisen, weichen Tönen.
Die Erde hört’s
Und leuchtet schweigend.


- Jost Renner -






Was mir leicht fällt,...






Was mir leicht fällt, langweilt mich. Was für mich schwierig ist, leitet mich.

- Paul Valéry -






Kalendergedicht, Freitag 29.November 2019





ERSTER SCHNEE
   

Reiner weißer Schnee, oh schneie,
decke beide Gräber zu,
dass die Seele uns gedeihe
still und kühl in Wintersruh!
Bald kommt jene Frühlingswende,
die allein die Liebe weckt,
wo der Hass umsonst die Hände
dräuend aus dem Grabe streckt.


Gottfried Keller (1819-1890)






Donnerstag, 28. November 2019

Kalendergedicht, Donnerstag 28.November 2019




PUNKT


Die wüsten Straßen fließen lichterloh
Durch den erloschnen Kopf. Und tun mir weh.
Ich fühle deutlich, daß ich bald vergeh –
Dornrosen meines Fleisches, stecht nicht so.

Die Nacht verschimmelt, Giftlaternenschein
Hat, kriechend, sie mit grünem Dreck beschmiert.
Das Herz ist wie ein Sack. Das Blut erfriert.
Die Welt fällt um. Die Augen stürzen ein.


Alfred Lichtenstein (1889-1914)






Mittwoch, 27. November 2019

Lösch mir die Augen aus - Rilke





Lösch mir die Augen aus: ich kann dich sehn,
wirf mir die Ohren zu: ich kann dich hören,
und ohne Füße kann ich zu dir gehn,
und ohne Mund noch kann ich dich beschwören.
Brich mir die Arme ab, ich fasse dich mit
meinem Herzen wie mit einer Hand,
halt mir das Herz zu, und mein Hirn wird schlagen,
und wirfst Du in mein Hirn den Brand,
so werd ich dich auf meinem Blute tragen.

- Rainer Maria Rilke -
 
 
 
 











GELAGE





GELAGE

Ich will
an meiner Sehnsucht
mich betrinken,
denn es wiegen Welt
und Himmel schwer.

In meinem Rausch
will ich Dich
wie fernes Wetterleuchten
träumen und so nur
einmal meine Ruhe finden.

Ich will
an meiner Sehnsucht
mich betrinken
und trink doch nur
den grauen Himmel leer.


- Jost Renner -






JETZT IST ES HERBST




JETZT IST ES HERBST


Jetzt ist es Herbst,
Die Welt ward weit,
Die Berge öffnen ihre Arme
Und reichen dir Unendlichkeit.

Kein Wunsch, kein Wuchs ist mehr im Laub,
Die Bäume sehen in den Staub,
Sie lauschen auf den Schritt der Zeit.
Jetzt ist es Herbst, das Herz ward weit.

Das Herz, das viel gewandert ist,
Das sich verjüngt mit Lust und List,
Das Herz muß gleich den Bäumen lauschen
Und Blicke mit dem Staube tauschen.
Es hat geküßt, ahnt seine Frist,
Das Laub fällt hin, das Herz vergißt.


- Max Dauthendey -






Foto: Tim Maas








Ich bin...




Ich bin
mein Gedächtnis -
was sonst.

- Rainer Malkowski -






„Ein Ziel von Bildung ist...






„Ein Ziel von Bildung ist zu merken, wenn jemand Unsinn redet.“

- Harold Macmillan -






Kalendergedicht, Mittwoch 27.November 2019





MARY STUART

Sterben lernen?
Was man nur einmal
zu absolvieren hat,
lernt man nicht. Es hat aber
solche gegeben, die haben es dennoch
gekonnt.

Wolfgang Hildesheimer (1916-1991)






Dienstag, 26. November 2019

Per le porte del tormento (Handel) Ann Hallenberg & Monica Piccinini













Ich werde wach bleiben ...





Ich werde wach bleiben bis ans Ende meiner Tage. 
Dort wird man mich erwarten und Rechenschaft verlangen 
über meine nichtgeträumten Träume.

- Emil Cioran -






DIE WÄLDER SCHWEIGEN





DIE WÄLDER SCHWEIGEN


Die Jahreszeiten wandern durch die Wälder.
Man sieht es nicht. Man liest es nur im Blatt.
Die Jahreszeiten strolchen durch die Felder.
Man zählt die Tage. Und man zählt die Gelder.
Man sehnt sich fort aus dem Geschrei der Stadt.

Das Dächermeer schlägt ziegelrote Wellen.
Die Luft ist dick und wie aus grauem Tuch.
Man träumt von Äckern und von Pferdeställen.
Man träumt von grünen Teichen und Forellen.
Und möchte in die Stille zu Besuch.

Man flieht aus den Büros und den Fabriken.
Wohin, ist gleich! Die Erde ist ja rund!
Dort, wo die Gräser wie Bekannte nicken
und wo die Spinnen seidne Strümpfe stricken,
wird man gesund.

Die Seele wird vom Pflastertreten krumm.
Mit Bäumen kann man wie mit Brüdern reden
und tauscht bei ihnen seine Seele um.
Die Wälder schweigen. Doch sie sind nicht stumm.
Und wer auch kommen mag, sie trösten jeden.


- Erich Kästner -
 
 
 
 
 
 


Foto: Tim Maas









Schulter an Schulter,...





Schulter an Schulter,

unter den Sohlen die Erde

diese Zeit ist unser, chéri

nichts wird sich wiederholen

niemals und nie.



(Steffen Mensching)






Seit Ausreden erfunden wurden...





Seit Ausreden erfunden wurden, hat nie mehr jemand Unrecht gehabt.

- Aus Mexiko -






Kalendergedicht, Dienstag 26.November 2019






EBENBILD UNSERES LEBENS


Der Mensch, das Spiel der Zeit, spielt, weil1 er allhie lebt
im Schauplatz dieser Welt; er sitzt, und doch nicht feste.
Der steigt, und jener fällt, der suchet die Paläste
und der ein schlechtes Dach; der herrscht, und jener webt.

Was gestern war, ist hin; was itzt das Glück erhebt,
wird morgen untergehn; die vorhin grüne Äste
sind nunmehr dürr und tot; wir Armen sind nur Gäste,
ob2 den' ein scharfes Schwert an zarter Seide schwebt.

Wir sind zwar gleich am Fleisch, doch nicht vom gleichem Stande:
Der trägt ein Purpurkleid, und jener gräbt im Sande,
bis nach entraubtem Schmuck der Tod uns gleiche macht.

Spielt denn dies ernste Spiel, weil es die Zeit noch leidet,
und lernt, dass wenn man vom Bankett des Lebens scheidet,
Kron, Weisheit, Stärk und Gut sei eine leere Pracht!



Andreas Gryphius (1616-1664)






Montag, 25. November 2019

MINUSGRADE




MINUSGRADE

Wir sind auf einem Fest, das uns nicht liebt. Zum Schluss lässt das Fest seine Maske fallen und zeigt sich als das, was es wirklich ist: ein Rangierbahnhof. Kalte Kolosse stehen auf Schienen im Nebel. Ein Stück Kreide hat die Wagentüren bekritzelt.

Es darf nicht erwähnt werden, aber hier ist viel unterdrückte Gewalt. Deshalb sind die Einzelheiten so lastend. Und ist es so schwer, das andere zu sehen, das es auch gibt: einen gespiegelten Sonnenstrahl, der sich über die Hausmauer bewegt und durch den unwissenden Wald aus flimmernden Gesichtern gleitet, ein Bibelwort, das nie geschrieben wurde: "Komm zu mir, denn ich bin widerspruchsvoll wie du selber."

Morgen arbeite ich in einer anderen Stadt. Ich sause dahin durch die Morgenstunde, die ein großer schwarzblauer Zylinder ist. Orion hängt über dem Bodenfrost. Kinder stehen in einem stummen Haufen und warten auf den Schulbus, Kinder, für die niemand betet. Das Licht wächst sachte wie unser Haar.

(Tomas Tranströmer)






Rainer Maria Rilke - 10. Die Zehnte Elegie




Und wir, die an steigendes Glück
denken, empfinden die Rührung,
die uns beinah bestürzt,
wenn ein Glückliches fällt.

- Rainer Maria Rilke -













WAS GESCHAH





WAS GESCHAH


Was geschah, was
war
da als nichts
war -
und doch etwas, das
blieb?
Kein Versäumnis.
Nicht Schuld.
Etwas, das sich erfüllte.
Wie schwer
die Zunge sich tut
in jener deutlich erinnerten
vergessenen
Sprache.


- Rainer Malkowski -







Wie du dich ausstirbst in mir:





Wie du dich ausstirbst in mir:
noch im letzten
zerschlissenen
Knoten Atems
Steckst du mit einem
Splitter
Leben.

- PaulCelan - 







Foto: Tim Maas









Leben aber muss man...





Leben aber muss man
das ganze Leben hindurch lernen,
und worüber du dich vielleicht
noch mehr wundern wirst:
Auch sterben muss man
das ganze Leben lernen.

- Seneca -





Im Beifall...





Im Beifall ist immer eine Art Lärm: selbst in dem Beifall, den wir uns selber zollen.

- Friedrich Nietzsche -





Kalendergedicht, Montag 25.November 2019





Ich bin ein Greis, der nicht vergißt, daß er einst jung gewesen ist.
Ich liebe Jünglinge, die wissen, daß sie einst Greise werden müssen!

Christian Fürchtegott Gellert (1715-1769)





Sonntag, 24. November 2019

ÜBER DIE FERNE





ÜBER DIE FERNE

Über die Ferne der finsteren Fluren
hebt mich mein Stern in dein schwärmendes Blut.
Nicht mehr am Weh, das wir beide erfuhren,
rätselt, der leicht in der Dämmerung ruht.

Wie soll er, Süße, dich betten und wiegen,
daß seine Seele das Schlummerlied krönt?
Nirgends, wo Traum ist und Liebende liegen,
hat je ein Schweigen so seltsam getönt.

Nun, wenn nur Wimpern die Stunden begrenzen,
tut sich das Leben der Dunkelheit kund.
Schließe, Geliebte, die Augen, die glänzen.
Nichts mehr sei Welt als dein schimmernder Mund.

(Paul Celan)






Víkingur Ólafsson - J.S. Bach: Concerto in D Minor, BWV 974 - 2. Adagio













Seit du nun schweigst…





Seit du nun schweigst…


Seit du nun schweigst, sind mir die Dinge stumm.
Mit seelenlosen Augen sehn mich an
Die liebsten Menschen. Jedes Heiligtum
Find' ich verschlossen, poch' ich je daran.

Gab deine Stimme doch die Melodie
Zu meines Lebens Lied. Du warst das Maß,
Das Wert und Unwert meiner Welt verlieh;
In dir genoß ich erst, was ich besaß.

Nun du mir fehlst, bin ich mir selbst entrückt,
Mißklang mein Denken, mein Empfinden Streit.
Das Schöne spielt mit mir, das Wahre drückt
Dies Herz zusammen, das es sonst befreit.

Des Lebens Krone fiel aus meinem Haar,
Jedwede Herrschgewalt ist mir entrungen,
Und selbst das Lied, das noch mein eigen war,
Hat mir der Schmerz tyrannisch abgezwungen.


Paul von Heyse (1830-1914)






... Und darum ist es so wichtig,...





... Und darum ist es so wichtig, einsam und aufmerksam zu sein, wenn man traurig ist:
weil der scheinbar ereignislose und starre Augenblick, da unsere Zukunft uns betritt,
dem Leben so viel näher steht als jener andere laute und zufällige Zeitpunkt, da sie uns,
wie von außen her, geschieht...

- Rainer Maria Rilke -
 
 
 
 
 
 

Foto: Tim Maas









Dulde, trage...





Dulde, trage.
Bessere Tage
werden kommen.
Alles muß frommen
denen, die fest sind.
Herz, altes Kind,
dulde, trage.

- Christian Morgenstern -
 
 




Über den Wassern deiner Seele ...





Über den Wassern deiner Seele 
schwebt unaufhörlich ein dunkler Vogel: Unruhe.

- Christian Morgenstern -





Kalendergedicht, Sonntag 24.November 2019




TOTENSONNTAG

Trostlos traurig grau in grau:
Himmel,
Dächer,
Straßen,
Menschen ...
trostlos traurig grau in grau ...
wie mit hungergieriger Lippe
saugt ein ungeheures Schweigen
Licht und
Luft und
Leben an sich
und mit grauenstummer Marter
überschleicht es
und bekriecht es
herzblut-tief- und tiefer-saugend
Himmel,
Dächer,
Straßen,
Menschen,
qualvoll hilflos grau in grau.


Cäsar Flaischlen (1864-1920)






Samstag, 23. November 2019

Mahler: Adagietto Symphony 5 - Karajan*













Ein zarter Nebelhauch...





Ein zarter Nebelhauch schwebt überm Land
und webt dem Mond ein Schleiertuch.
Mir leuchten Blumen den Weg zu dir.
Die goldbestickten Schuhe in der Hand
eil barfuß ich hinab die feuchten Stufen
- und dort beim Pavillon -
Du wartest schon …


(Kaiser Li Yü)






Das Leben...





Das Leben, sei es auch lang, wird immer kurz sein.

Zu kurz, um ihm etwas hinzuzufügen.



 - Wislawa Szymborska -






„Deine Erfahrungen...




„Deine Erfahrungen sollten nirgends umkehren, nicht erschrecken, an keinen Türen horchen,
überall leise und aufrecht durchgehen wie starke pflegende Schwestern, die ans Handeln gewohnt sind, wo andere jammern.“

- Rainer Maria Rilke -
 
 
 
 
 
 
Foto: Tim Maas
 
 







Ich dachte lange Zeit, ...





Ich dachte lange Zeit,

dass ich die merkwürdigste Person auf der Welt bin,

doch dann dachte ich,

dass es so viele Menschen auf der Welt gibt,

dass es noch jemanden wie mich geben muss,

jemanden, der sich auf die gleiche Weise

wie ich bizarr und fehlerhaft fühlt.

Ich stelle sie mir vor,

und ich stelle mir vor,

dass sie irgendwo da draussen ist,

und dass sie auch an mich denkt.

Nun, ich hoffe,

dass falls du da draussen bist

und dies liest,

du weisst, ja, es ist wahr,

ich bin hier,

und ich bin ebenso eigenartig wie du.


- Frida Kahlo -






Wir alle...





Wir alle leben geistig von dem, 
was uns Menschen in bedeutungsvollen Stunden unseres Lebens gegeben habe.

(Albert Schweitzer)






Kalendergedicht, Samstag 23.November 2019





GRAB DES DICHTERS

Früh sah ich vorne
Vorm Tor, wo der Bauer im Kühlen harkt,
Die feurigen Dorne
Des Morgens zu maßlosem Licht erstarkt.

Der Gott hat Muße.
Andern verblieb es, ein Tagwerk zu tun,
Mir, unter dem Fuße
Der trauernd geschwätzigen Winde zu ruhn.

Wenn die uralte Traube,
Die schwarze, wiederkehrt staubig und warm,
Weckt mich immer der Glaube:
Du sollst nicht schluchzen, der Gott wird nicht arm.


Oskar Loerke (1884-1941)






Freitag, 22. November 2019

Gelido in ogni vena (Vivaldi) Lea Desandre













HEUTE IST DAS GRÜN SEHR GRÜN





HEUTE IST DAS GRÜN SEHR GRÜN


Heute ist das Grün sehr grün.
Und das Grau sehr grau.
Ein wenig Schwarz, und kein Weiß in der Stadt.
Heute ist der Verstörte sehr verstört.
Heute ist die Vergangenheit sehr vergangen.
Ein wenig Zukunft. Und keine Gegenwart in der Luft.

Und noch ist es nicht leicht zu atmen, und noch ist es nicht leicht
Gegen den durchtriebenen Wind zu denken.
Und es fällt gar nicht leicht zu warten.
Und der Sturm berührt die Augenwimpern,
und in tausend Stücke zerbricht jeder Augenblick.
Aber heute ist das Grün sehr grün.

(Aus dem Hebräischen von Elad Klein
Lea Goldberg, La-mochorat, in: dies., Schirim - Gedichte)






Ja! Mancher steht und wartet in der Welt,...





Ja! Mancher steht und wartet in der Welt,
Und weiß nicht recht, worauf er warten soll.

- Ludwig Tieck -







Foto: Tim Maas









Die goldnen Schatten...





Die goldnen Schatten auf dem Herbstwald liegen,
Er sprach in seiner Birkensprache gern,
Die Kraniche, die traurig weiterfliegen,
Bedauern nichts und sind dem Schicksal fern.

Bedauern – wen? Wir alle wandern, schweifen –
Du kommst und gehst und lässt das leere Haus –
Es träumt von denen, die die Welt durchstreifen,
Und tief im Teiche lischt das Mondlicht aus.

Und wenn die Zeit, im Zeichen neuer Sterne,
Sie einmal wegfegt, anderm Unrat nach,
So sollt ihr sagen, dass der Herbstwald gerne
In seiner Birkensprache zu ihm sprach.


- Sergej Esenin -






„Der Egoismus...





„Der Egoismus spricht alle Sprachen und spielt alle Rollen, 
sogar die der Selbstlosigkeit.“

- François de La Rochefoucauld -






Kalendergedicht, Freitag 22.November 2019





Warum geschieht es, daß der Himmel grausam scheinet
Und doch dabei so gütig ist?
Mich hat kein lieber Mann geküßt,
Allein die Welt wird einst von meinem Glücke sagen,
Daß es hervorgekeimt aus bitterbösen Tagen.

Anna Louisa Karsch (1722-1791)






Donnerstag, 21. November 2019

Wolken klettern...




Wolken klettern wie Tiere auf den Berg des Himmels,

die Abende dunkeln zu früh und aus allen

Lampen tropft der Herbst.

Dies kennst du, es ist November,

weit sind Wiesen und die Gerüche des Waldes.

Als du sehr klein warst, fingst du Schmetterlinge.

Alles verging wie ein Atemzug voll Wind.

Zwischen die Tage schieben sich Ewigkeiten.

Du hörst, wie unterm Regen ein Kind eine Mundharmonika bläst.

Die Bäume rosten und

wie ein Flug Wildenten erscheinen

im Schilf die Geschwader der Sterne.



- Günter Eich -






SEI STILL





SEI STILL


Als ich der Mutter meinen Kummer klagte,
Ich höre noch, was sie dem Kinde sagte
Mit einem Lächeln, wie ich’s nie gesehn –
„Sei still, es wird vorübergehn.“

So hielt ich still. Und manches ging vorüber.
Denn alles geht vorüber mit der Zeit:
Das große Glück. Das Frösteln und das Fieber.
Selbst ein Novembertag, ein noch so trüber.
Beständig bleibt nur Unbeständigkeit.

Als dann der große Zweifel an mir nagte,
_ Ich wusste schon, daß man es keinem klagte
Und daß sogar die Freunde mißverstehn –
So oft ich damals an mir selbst verzagte,
war es die leise Stimme,die mir sagte:
Sei still, es wird vorübergehn.

Was ist nicht alles schon dahingegangen
Wie Schneegestöber und wie Windeswehn…
und dennoch hab ich jetzt erst angefangen,
Den Dingen auf den Grund zu sehn.
Wer nichts begehrt, der ist nicht zu berauben,
Gespenster sind nur dort, wo wir sie glauben.
Ich habe lange, lange nicht geklagt.
Nichts tut das Leid dem, der „es tut nichts“ sagt.
Sei der du bist. Mag kommen, was da will.
Es geht an dir vorüber, bist du still.


- Mascha Kaléko -















"Ich hab meine kummer gefaltet ...




"Ich hab meine kummer gefaltet in einen mantel aus sommernacht,
Jedem kurzen gewitter ist in den zeiten sein raum zuerkannt,
Die gelassen verfolgte geschichte der katastrophen liegt in meinen augen begraben.
Und doch, diese welt ist nicht nur dieses unmöglich kosmische spiel,
Und die sonne steht immer noch dreiundneunzig millionen meilen weit von mir entfernt,
Und in den imaginären tiefen der wälder wird das geschorene nilpferd sich in ein lustiges einhorn verwandeln.
Nein, ich handle nicht mehr mit den kauzigen wächtern aller gestrigen zusammenbrüche,
Die herumwühlen in den längst ausgeweideten stollen vergangener leiden.
Der blues kommt gekleidet wie die nach innen gerichteten antworten auf diese reise.
Tja und, ich habe die räume des mondes durchsucht in den sehr kalten nächten der sommer.
Und bitte, ich habe noch einmal den nicht zu vollendenden zweikampf gefochten.
Eben weil er für dieses mal nicht zu vollenden war.
Und ja, es hat zeiten gehabt da ich wünschte ich wäre ein anderer.

Die tragödien werden gesungen bei nacht auf den trauerumzügen der dichter;
Die wiedergefundene seele gehüllt in den glanz von vertrautheit."

(Bob Kaufman)






Im Innern der geschlossenen Augen...





Im Innern der geschlossenen Augen
noch einmal die Augen schließen…
Dann leben sogar die Steine.

- Peter Handke -







Foto: Tim Maas










Ich denke nicht so viel ...





Ich denke nicht so viel
über Tod und Sterben nach,
weil auch das Nachdenken geschwätzig sein kann.

- Ilse Aichinger -






Vom Standpunkte der Jugend aus gesehen...




Vom Standpunkte der Jugend aus gesehen, ist das Leben eine unendlich lange Zukunft; vom Standpunkte des Alters aus eine sehr kurze Vergangenheit.

Arthur Schopenhauer (1788-1860)





Kalendergedicht, Donnerstag 21.November 2019






O Zeit

O Zeit, mächtige
Todesschwester!
Endloser Gang,
Zu enden, was je lebt.
Vor deinem Hauch
Wird bleich die Wange,
Wird stumm der Mund.


Bruno Ammering (1923-1944)






Mittwoch, 20. November 2019

Tindersticks - For The Beauty (Official Video)













Ich werde sagen...





Ich werde sagen
Es ist halt Herbst
Es wird schon wieder werden
Doch in mir - dort -
Wo die Wahrheit wohnt
Wird eine Stimme mahnen
Mich erinnern

An deinen letzten Augenblick
In dem ich den Himmel sah

Einen grauen ungestümen Himmel
Aus dem der ewige Herbst sprach
Immer wieder spricht

Du bist meine letzte Strophe


(Otto Lenk)






Im Herbst...




Im Herbst steht in den Gärten die Stille,
für die wir keine Zeit haben.

(Victor Auburtin)






Foto: Tim Maas








HERBSTMELANCHOLIE





HERBSTMELANCHOLIE


Der Anblick der entlaubten Bäume legt

die Verästelungen unserer eigenen Existenz frei.


(Ernst Reinhardt)






ich konnte nicht lieben....





ich konnte nicht lieben.
dann liebte ich dich.

und jetzt
jetzt ist november.

© 2014 — Freitag ist Rosa






Die höchste Form der Hoffnung...






Die höchste Form der Hoffnung
ist die überwundene Verzweiflung.

- Albert Camus -





Kalendergedicht, Mittwoch 20.November 2019





Welche Lust auf Erden denn ist süßer


Taucht nur, senkt nur eure wilden Fratzen
In mein reines fließendes Wesen!
Diese Seele brandzuschatzen,
Seid ihr alle, allesamt erlesen.

Märtyrer, gegrüßt, wollüstige Büßer!
Heil dem Busen durch und durch geschlagen!
Welche Lust auf Erden denn ist süßer,
Als verwundet werden und nichts sagen.

Komm, Verräter, daß ich dich erbose,
Du mit müden Händen, list'ger Späher!
Hier Gesicht und Brust!! Mit jedem Stoße
Bin ich ja dem Tempo Gottes näher!


Franz Werfel (1890-1945)






Dienstag, 19. November 2019

Asaf Avidan - In a Box II - The Labyrinth Song













die pessimisten kehren...





die pessimisten kehren die reste des sommers zusammen
entgegen den prognosen glüht wolkenlava hinter den wäldern
die dunkle luftbraue bleibt unerschütterlich
manchmal vergesse ich etwas von den unwichtigen dingen
die der regen in der kommenden nacht sowieso mitnimmt
die kühnen behaupten jetzt wieder unerschütterlich das gegenteil
an den straßenrändern sammeln sich die letzten farben des gingko
sie überstehen einige tage länger den verlust des lichtes
an den gräbern überwintert die zeit wie ein vermächtnis
nur mein leiser mut etwas zu berühren wächst ohne worte
und weiß die zerzausung der hänge und seen wird überwuchern
tage werden kommen mit einem neuen unverbrauchten gesuch zum leben

- Hermann Josef Schmitz -






Nun steht die Sonne tief...





Nun steht die Sonne tief.

Man kommt ins Gespräch
mit seinem immer ausführlicher
werdenden Schatten.

Wenig Neues
dabei zu erfahren.

Aber das Alte gewinnt
seine Wahrheit zurück,
daß es einem
die Kehle zuschnürt.


- Rainer Malkowski -







Foto: Tim Maas









Es gibt die wunderbaren Tangos ...






Es gibt die wunderbaren Tangos und langsamen Walzer,

bei denen man einander kennen lernt

und bei denen man auseinander geht.

Aber noch viel öfter lernt man einander kennen,

wenn kein Tango zur Stelle ist, und den wenigsten

wird ein Walzer zum Abschied gespielt.



(Ingeborg Bachmann 25.6.1926 - 17.10.1973)






„Jeder Mensch ist ein Abgrund...






„Jeder Mensch ist ein Abgrund, es schwindelt einem, wenn man hinabsieht.“

- Georg Büchner -






Kalendergedicht, Dienstag 19.November 2019





DER MENSCH

Empfangen und genähret
vom Weibe wunderbar,
kömmt er und sieht und höret
und nimmt des Trugs nicht wahr;
gelüstet und begehret
und bringt sein Tränlein dar;
verachtet und verehret;
hat Freude und Gefahr;
glaubt, zweifelt, wähnt und lehret,
hält nichts und alles wahr;
erbauet und zerstöret
und quält sich immerdar;
schläft, wachet, wächst und zehret;
trägt braun und graues Haar,
und alles dieses währet,
wenn’s hoch kommt, achtzig Jahr.
Dann legt er sich zu seinen Vätern nieder,
und er kömmt nimmer wieder.


Matthias Claudius (1740-1815)






Montag, 18. November 2019

Das Licht würde er noch lange nicht entzünden...





Das Licht würde er noch lange nicht entzünden. Dieser Moment war ihm der liebste. Eigentlich wartete er den ganzen Tag auf diesem Augenblick. Wenn die Sonne sich langsam zurück zog, die Konturen schärfer wurden im Dämmerlicht.
Wenn schließlich die Ränder zusammen flossen, wenn endlich nichts mehr klar zu erkennen war, außer, dass alles mit allem zusammen hing.

- Elke Engelhardt -






Jimmy Witherspoon - Cold, Cold Feeling













SICH SELBST





SICH SELBST

sich aus den wahrsagungen
der vermeintlichen erfolgspropheten befreien
die eigene sprache wieder entschlüsseln
und das gift der übernommenen gedanken entfernen
die abgründe hinter den satzzeichen bemerken
einen anderen weg aufnehmen
den aufrechten gang wieder geduldig einüben
wenn die wahrheit auch zwischen den zeilen wurzelt


- Hermann Josef Schmitz -






LICHTINSEL




LICHTINSEL

Mein Schatten
der schmalste einsamste
unter den Toten

Auf der Lichtinsel
streunend
herrenlos

Vielleicht
diese Scharen
vielleicht
einzelne geschart
vielleicht
unter ihnen
wir
neu ausgesät

Als Bäume
werden wir sanfter sein

Vielleicht
als Bäume


- Hilde Domin -







Foto: Tim Maas











die zeit hat verblassen lassen...





die zeit hat verblassen lassen
was ich aus ihr heraus
fest an die brust gedrückt
mit mir nehmen wollte

ein paar worte, deutliches
schwarz auf weiß, finden sich noch
an einigen hängt er, nach wie vor
der leise duft eines gefühls

gleichwohl, nichts greifbares
wir schwinden


© 2014 — Freitag ist Rosa






Es ist eine unaussprechliche Glückseligkeit,...





Es ist eine unaussprechliche Glückseligkeit, 
wenn Gesinnungen und Empfindungen zwischen zwei Wesen wechseln, 
ohne irgend anzustoßen.

Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)






Kalendergedicht, Montag 18.November 2019




Zwischen Fichtenbäumen in der Öde
Find ich, teure Blüte, dich so spät?
Rauhe Lüfte hauchen schnöde,
Da sich eilig schon der Winter naht.

Dicht auf Bergen lagen Nebelstreifen,
Hinter denen längst die Sonne schlief,
Als noch übers Feld zu schweifen
Mich ein inniges Verlangen rief.

Da verriet dich dein Geruch dem Wandrer,
Deine Weiße, die dich blendend schmückt:
Wohl mir, daß vor mir kein andrer
Dich gesehn und dich mir weggepflückt!

Wolltest du mit deinem Dufte warten,
Bis ich käm' an diesen stillen Ort?
Blühtest ohne Beet und Garten
Hier im Wald bis in den Winter fort?

Wert ist wohl die spät gefundne Blume,
Daß ein Jüngling in sein Lied sie mischt,
Sie vergleichend einem Ruhme,
Der noch wächst, da schon so viel erlischt.


August Graf von Platen (1796-1835)






Sonntag, 17. November 2019

Arvo Pärt - Trisagion - Estonian National Symphony Orchestra - Dir. Paavo Järvi (2002)













Geh und öffne die Tür....





Geh und öffne die Tür.

Vielleicht ist draussen

ein Baum oder ein Wald

oder ein Garten

oder die magische Stadt.

Geh und öffne die Tür.

Vielleicht kratzt ein Hund da.

Vielleicht ist da auch

ein Gesicht oder ein Auge

oder das Bild eines Bildes.

Geh und öffne die Tür.

Wenn da Nebel ist,

wird er fallen.

Geh und öffne die Tür.

Und wenn da nur

tickende Finsternis wäre,

und wenn da nur

ein hohler Hauch wäre,

und wenn da

gar nichts

wäre,

geh und öffne die Tür.

Zumindest

ein Luftzug

wird sein.

 
 
- Miroslav Holub -






BEGRENZTES LICHT





BEGRENZTES LICHT


Der Nebel hat alles
in seine Totenwäsche geschlagen das Wasser
Bricht durch Fenster und Türen es treibt
Meine Schätze davon die Deckel aufgeklappt
Als wäre es Plunder des Nebelhorn
Spielt seine tragische Weise
Eine Weile schwimmen Gäbelchen Erstausgaben
Die selbstgefällige Dielenuhr mit einem
Zeitgefühl das schon lange nicht mehr
Intakt ist und die geputzten Blumenzwiebeln
Allen voran die Morgen- und Abendgrüsse
Unserer Hände sieben Jahre unter dem
Dachfirst gestapelt sie sinken
Ins schwarze dampfende Wasser.
Es ist schön über den Dingen stehn
Wenn die Flut ansteigt.
Dieser trübe Nebel von Jahren.
All diese Jahre voll Nebel.


- Sarah Kirsch -








Foto: Tim Maas











Innen sind deine Augen Fenster...





Innen sind deine Augen Fenster
auf ein Land, in dem ich in Klarheit stehe.

Innen ist deine Brust ein Meer,
das mich auf den Grund zieht.
Innen ist deine Hüfte ein Landungssteg
für meine Schiffe, die heimkommen
von zu großen Fahrten.

Das Glück wirkt ein Silbertau,
an dem ich befestigt liege.


- Ingeborg Bachmann -






„Wir haben zu viele...





„Wir haben zu viele hochtrabende Worte und zu wenige Handlungen, 
die mit ihnen korrespondieren.“

- Abigail Adams -






Kalendergedicht, Sonntag 17.November 2019






Schließe mir die Augen beide
mit den lieben Händen zu!
Geht doch alles, was ich leide,
unter deiner Hand zur Ruh.

Und wie leise sich der Schmerz
Well‘ um Welle schlafen leget,
wie der letzte Schlag sich reget,
füllest du mein ganzes Herz.

Theodor Storm (1817-1888)






Samstag, 16. November 2019

Ólafur Arnalds - brot (lisboa) (live)













FALTERSTUNDE





FALTERSTUNDE

Das Glück nach Mitternacht:
allein
unter der Lampe zu sitzen
am großen Tisch.


Endlich frei
vom Übereinstimmungswahn
des Tages.


In der Gesellschaft von Faltern,
die niederfallen,
reglos liegenbleiben -
Zentimeter
neben meiner ruhenden
Hand.

- Rainer Malkowski -






Ein jeder steht allein...





Ein jeder steht allein auf dem Herzen der Erde
getroffen von einem Sonnenstrahl:
und schon ist es Abend.

(Salvatore Quasimodo)








Foto: Tim Maas








Kalendergedicht, Samstag 16.November 2019





VERZWEIFELT

Droben schmettert ein greller Stein
Nacht grant Glas
Die Zeiten stehn
Ich
Steine.
Weit
Glast
Du!

August Stramm (1874-1915)