AUS STILLER ZEIT
Die Glocken klingen Abendfeier,
Die Herden läuten heim zum Stall.
Die Nacht schlingt heimlich Nebelschleier
Um Aveklang und Blätterfall.
Von frischgestürzten Ackerkrumen
Ein Krähenruf noch dann und wann.
Ein Duft von späten Wiesenblumen
Geht suchen, wo er schlafen kann.
Die kahlen Weidenzweige klopfen
An unser Hüttenfenster sacht.
Das Schilf klirrt und die Erlen tropfen,
Als weinten still sie in die Nacht.
Und dir ist bang, das Scheit zu zünden,
Das traulich unsre Kammer hellt,
Weil Lichter mir die Träne künden,
Die scheu dir von der Wimper fällt.
Laß nur des Herdbrands Flammen scheinen,
Wenn auch der Blick in Tränen starrt;
Wir haben manches zu beweinen,
Was mit dem Sommer müde ward
Max Geissler (1868-1945)