Winterstille
Nun hat der Berg sein Schneekleid angetan,
Und Schnee liegt lastend auf den Tannenbäumen
Und deckt die Felder zu, ein weißer Plan,
Darunter still die jungen Saaten träumen.
Fried' in der Weite! Nicht ein Laut erklingt —
Ein Zweig nur bebt und stäubt Kristalle nieder,
Gestreift vom Vogel, der empor sich schwingt —
Und still ist alles rings und reglos wieder.
In Winters Banden liegt der See und ruht,
Die Wellen schlafen, die einst lockend riefen.
Nicht spielen mehr die Winde mit der Flut,
Kaum regt sich Leben noch in ihren Tiefen.
O Sonne, wenn durch Wolken du einmal
Hernieder blickst — wo blieb der Erde Prangen?
Schlafende Augen nur erblickt dein Strahl,
Er weckt kein Hoffen auf und kein Verlangen.
Welch‘ eine Stille! Kaum im Herzen mag
Ein Wunsch sich regen, daß es anders werde.
Und doch, o Herz, du weißt, es kommt der Tag,
Der wieder schmückt mit blühndem Kranz die Erde.
Johannes Trojan (1837-1915)