Eros
Vom Sturm getragen zieht der Frühling ein,
Er zürnt der Flur, die lang ihm widerstanden;
In der gepeitschten Wellen stürmisch Branden
Stöhnt und frohlockt der wetterschwangre Hain.
Noch flieht die Erde trotzig dem Verein,
Doch ahnt sie schon die Freuden, die ihr schwanden,
Und zu den alten, den geliebten Banden
Drängt sie tief innen aus des Todes Schrein.
So, Eros, zogest du einst in mein Herz.
Auf Wolken donnerte dein Siegeswagen,
Und willig trug ich deinen großen Schmerz.
Ich wähnte, wie nach stürmevollem März
Die Fluren wieder bunte Blumen tragen,
So würd' auch mir dereinst ein Maitag tagen.
Ricarda Huch (1864-1947)