Halt ein, maßloser Frühling
Halt ein, maßloser Frühling,
Der uns mit Blühen tötet!
Um Haus und Stamm und Fels drängt sich Holunder,
Von allen Mauern stürzt sich die Akazie
In rosigen Kaskaden,
Und labyrinthisch schlingt sich um Betörte
Der zaubernde Jasmin.
Die Wiesen schwellen bunt und schäumen über.
Saft quillt aus tausend Kelchen
Und Trunkenheit.
Der Äther singt, die Erde selber taumelt.
Stürzt sie der Sonne zu?
Halt ein!
Ricarda Huch (1864-1947)