Es ist der Lauf der Welt und es ist so elementar wie die Schwerkraft. Wenn wir krampfhaft darauf bestehen, dass etwas so bleibt wie es ist, dann wird es sich trotzdem verändern. Wenn wir versuchen daran festzuhalten „wie es war“, dann wird uns das nur Leid und Enttäuschung bringen, denn das Leben ist ein Fluss und alles ändert sich.
Wenn du von allem dem, was diese Blätter füllt, Mein Leser, nichts des Dankes wert gefunden: So sei mir wenigstens für das verbunden, Was ich zurück behielt.
Der Mensch schaut lieber vorwärts als zurück, Nach neuen Jahren und nach neuen Wonnen; Euch giebt der Himmel jetzt das höchste Glück, Drum hat für Euch das Neujahr schon begonnen. Es nah`t Euch nicht umglänzt von Schnee und Eis, Ein klarer Himmel lacht voll sanfter Milde; Im Freien noch grünt zarter Myrte Reis, Zeigt Eure Zukunft Euch im schönsten Bilde.
Doch nicht mit Segenswünschen nur allein Will ich Euch heute den Kalender reichen; Es wird Euch längst und wohl bekannt auch sein, Ein schöner Tag erhält ein rothes Zeichen. Und malt Ihr richtig den Kalender aus, Wenn auch nicht immer kleine Sorgen schweigen, So wird doch bald, ich sag`es im voraus, Der Röthel mächtig hier im Preise steigen!
Wer bist du, dunkles Angesicht? Du überströmest mich mit Tränen - Die Muse, die dich einst geliebt, Sie kommt mit dir zu sterben. Nach Qual und Traum erreichen wir, Auch wir die tiefe Bläue.
An das Fenster klopft es: "Pick! pick! Macht mir doch auf einen Augenblick. Dick fällt der Schnee, der Wind geht kalt, Habe kein Futter, erfriere bald. Liebe Leute, o laßt mich ein. Will auch immer recht artig sein."
Sie ließen ihn ein in seiner Not; Er suchte sich manches Krümchen Brot, Blieb fröhlich manche Woche da. Doch als die Sonne durchs Fenster sah, Da saß er immer so traurig dort; Sie machten ihm auf: husch war er fort!
Brich an du schönes Morgenlicht! Das ist der alte Morgen nicht, Der täglich wiederkehret. Es ist ein Leuchten aus der Fern', Es ist ein Schimmer, ist ein Stern, Von dem ich längst gehöret.
Nun wird ein König aller Welt, Von Ewigkeit zum Heil bestellt, Ein zartes Kind geboren. Der Teufel hat sein altes Recht Am ganzen menschlichen Geschlecht Verspielt schon und verloren.
Der Himmel ist jetzt nimmer weit, Es naht die sel'ge Gotteszeit, Der Freiheit und der Liebe. Wohlauf, du frohe Christenheit! Dass Jeder sich nach langem Streit In Friedenswerken übe.
Ein ewig festes Liebesband Hält jedes Haus und jedes Land Und alle Welt umfangen, Wir alle sind ein heil'ger Stamm, Der Löwe spielet mit dem Lamm, Das Kind am Nest der Schlangen.
Wer ist noch, welcher sorgt und sinnt? Hier in der Krippe liegt ein Kind Mit lächelnder Gebärde. Wir grüßen dich du Sternenheld! Willkommen Heiland aller Welt! Willkommen auf der Erde!
Einmal kommst du zu mir in der Abendstunde Aus meinem Lieblingssterne weich entrückt Das ersehnte Liebeswort im Munde Alle Zweige warten schon geschmückt.
O ich weiss, ich leuchte wieder dann, Denn du zündest meine weissen Lichte an.
«Wann?» – ich frage seit ich dir begegnet – «wann?» Einen Engel schnitt ich mir aus deinem goldenen Haare Und den Traum, der mir so früh zerrann. O ich liebe dich, ich liebe dich, Ich liebe dich!
Hörst du, ich liebe dich – Und unsere Liebe wandelt schon Kometenjahre, Bevor du mich erkanntest und ich dich.
mir ist die ganze Zeit so nach Weihnachten zu Mute und mir ist so, als müsste ich zu Ihnen kommen und Ihnen das sagen. Es ist solch ein wunderbares Fest. Und ist eins, das lebt und wärmt. Es ist ein Fest für Mütter und Kinder, und auch für Väter. Es ist ein Fest für alle Menschheit. Es kommt über einen und legt sich warm und weich auf einen und duftet nach Tannen und Wachskerzen und Lebkuchenmännern und nach vielem, was es gab, und nach vielem, was es geben wird. Ich habe das Gefühl, dass man mit Weihnachten wachsen muss. Mir ist, als ob dann Barrikaden fallen, die man mühsam und kleinlich gegen so vieles und viele aufgebaut hat, als ob man weiter würde und das Gefäß allumfassender, auf dass darin jedes Jahr eine neue weiße Rose aufblühe und den andern zuwinkt und in sie hineinleuchtet und ihnen die Wange streicht mit ihrem Geschimmer und die Welt erfüllt mit Schönheit und Duft.“
Noch einmal ein Weihnachtsfest, Immer kleiner wird der Rest, Aber nehm' ich so die Summe, Alles Grade, alles Krumme, Alles Falsche, alles Rechte, Alles Gute, alles Schlechte – Rechnet sich aus allem Braus Doch ein richtig Leben raus. Und dies können ist das Beste Wohl bei diesem Weihnachtsfeste.
.... Ich möchte Purpurdecken spannen und füllen möchte ich rings im Land mit Balsamöl aus goldnen Kannen die Blumenlampen bis zum Rand. Sie sollen alle lange brennen, bis wir. vom roten Tage blind, uns in der blassen Nacht erkennen und unsre Seelen - Sterne sind.
aus wolkigen Fächern knistern elfenbeinfarbene Schuppen reigen dich ein tief über Braue und Blick bis dein Angesicht weht wie ein stiller silberner Stern
Pflücke die Stunde, wär' sie noch so blaß, Ein falbes Moos, vom Dunst des Moores naß, Ein farblos Blümchen, flatternd auf der Heide; Ach, einst von allem träumt die Seele süß, Von allem, was, ihr eigen, sie verließ, Und mancher Seufzer gilt entflohnem Leide.
In Alles senkt sie Blutes Tropfen ein, Legt Perlen aus dem heilig tiefsten Schrein Bewußtlos, selbst in grauverhängte Stunden; Steigt oft ein unklar Sehnen dir empor, Du schaust vielleicht, wie durch Gewölkes Flor, Nach Tagen, längst vergessen, doch empfunden.
Wer, der an seine Kinderzeit gedenkt, Als die Vokabeln ihn in Not versenkt, Wer möchte nicht ein Kind sein und sich grauen? Ja, der Gefangene, der die Wand beschrieb, Fühlt er nach Jahren Glückes nicht den Trieb, Die alten Sprüche einmal noch zu schauen?
Wohl gibt es Stunden, die so ganz verhaßt, Daß, dem Gedächtnis eine Centnerlast, Wir ihren Schatten abzuwälzen sorgen; Dann selten schickt sie uns des Himmels Zorn, Und meistens ist darin ein gift'ger Dorn, Der Moderwurm geheimer Schuld verborgen.
Drum, wer noch eines Blicks nach oben wert, Der nehme, was an Liebem ihm beschert, Die stolze wie die Stund' im schlichten Kleide; Der schlürfe jeden stillen Tropfen Tau, Und spiegelt drin sich nicht des Äthers Blau, So lispelt drüber wohl die fromme Weide.
Freu dich an deines Säuglings Lächeln, freu Dich an des Jauchzens ungewissem Schrei, Mit dem er streckt die lustbewegten Glieder. Wär' zehnmal stolzer auch, was dich durchweht, Wenn er vor dir dareinst, ein Jüngling, steht, Dein lächelnd Kindlein gibt er dir nicht wieder.
Freu dich des Freundes, eh zum Greis er reift, Erfahrung ihm die kühne Stirn gestreift, Von seiner Scheitel Grabesblumen wehen; Freu dich des Greises, schau ihm lange nach, In kurzem gäbst vielleicht du manchen Tag, Um einmal noch das graue Haupt zu sehen.
O, wer nur ernst und fest die Stunde greift, Den Kranz ihr auch von bleicher Locke streift, Dem spendet willig sie die reichste Beute. Doch wir, wir Toren, drängen sie zurück, Vor uns die Hoffnung, hinter uns das Glück, Und unsre Morgen morden unsre Heute.
Ich habe einen ganz entsetzlich großen Fond an Liebeskraft in mir, und jedesmal wenn ich auf die Straße trete, fange ich an, irgend etwas, irgend jemand lieb zu gewinnen.
Man hat nun doch beim lieben Gott auch hier für Weihnachten etwas Weißes bestellt, und er hats, weiß der Himmel, geliefert: Schnee. ›Schnee‹, wie paßt der Name dafür, mit dem ›Sch‹ schiebt man das Fenster auf und hats dann vor sich, weit, eben: ... nee - neige, neve, snjeg: weiß in allen Sprachen! Aber schon ehe ich die Augen aufthat am Morgen, wußte ichs im Gehör; selbst hier, wo’s immer still ist, – war eine andere Stille zu hören und ein Vogel schrieb auf ihr Weiß wie mit einer neuen Feder seine Meinung.
Wir kamen zu der Einsicht, daß es müßig sei, nach dem Sinn des Lebens zu fragen, denn das Leben ist keine Antwort, das Leben ist die Frage und du selbst bist die Antwort.
Was ich mir wünsche? Daß der, den ich liebe, mich für das Weilchen, das ich noch lebe, wirklich lieb hat, und daß ich ihm das immer leicht machen kann.
Vielleicht vergisst er mich dann auch nachher nicht ganz.
Thauet, Himmel den Gerechten! Wolken! regnet ihn herab! Also rief in langen Nächten Einst die Welt, ein weites Grab! In von Gott verfluchten Gründen Herrschten Satan, Tod und Sünden. Fest verschlossen war das Thor Zu des Heiles Erb’ empor.
Und es sind nur Augenblicke, aber in diesen Augenblicken sehe ich tief in die Erde hinein. Und sehe die Ursachen aller Dinge wie die Wurzeln breiter, rauschender Bäume. Und sehe, wie sie alle aneinander greifen und sich halten wie Brüder. Und sie trinken alle aus einem Quell. Und es sind nur Augenblicke, aber in diesen Augenblicken sehe ich hoch in die Himmel hinein. Und sehe die Sterne wie stille, lächelnde Blüten dieser rauschenden Bäume. Und sie wiegen sich und winken einander zu und wissen, daß eine Tiefe ihnen Duft und Süße gibt. Und es sind nur Augenblicke, aber in diesen Augenblicken seh ich weit über die Erde hin. Und ich sehe, daß die Menschen starke und einsame Stämme sind, die wie breite Brücken von den Wurzeln zu den Blüten führen und ruhig und heiter die Säfte heben in die Sonne hinein.
Was ich bin, Geist! ich Geist! - so bin ich Gott! Ich denk, ich will, ich bins! Wie Gott, durch den ich bin, Einst Geister rief aus dem Geisternichts Und Körper rief aus dem Körpernichts, Ruf ich Gedanken aus dem Gedankennichts! Ich wills! - es schafft sich Wirkung aus dem Nichts! O Gott, was gabst du mir! - all deine Welt Schaff ich dir in mir nach! -
Ich gehe langsam aus der Welt heraus in eine Landschaft jenseits aller Ferne, und was ich war und bin und was ich bleibe, geht mit mir ohne Ungeduld und Eile in ein bisher noch nicht betretnes Land.
Ich gehe langsam aus der Zeit heraus in eine Zukunft jenseits aller Sterne, und was ich war und bin und immer bleiben werde geht mit mir ohne Ungeduld und Eile als wär ich nie gewesen oder kaum.
Der du von dem Himmel bist, Alle Freud und Schmerzen stillest, Den, der doppelt elend ist, Doppelt mit Erquickung füllest; Ach, ich bin des Treibens müde! Was soll all die Qual und Lust? Süßer Friede, Komm, ach komm in meine Brust!
Über allen Gipfeln Ist Ruh‘, In allen Wipfeln Spürest Du Kaum einen Hauch; Die Vögelein schweigen im Walde. Warte nur! Balde Ruhest du auch.
Daß du nicht enden kannst, das macht dich groß, Und daß du nie beginnst, das ist dein Los. Dein Lied ist drehend wie das Sterngewölbe, Anfang und Ende immerfort dasselbe, Und was die Mitte bringt, ist offenbar Das, was zu Ende bleibt und anfangs war.
ich sage dir was ich sehe manchmal jedes blatt einzeln am baum oder aufm kies kleine sicheln oder wie das weitergeht mit mir: kurze aufenthalte alles wieder zusammenpacken und fort
in den dunklen Nächten, wenn die Sterne kommen um aus dem Mond zu trinken und es schlafen die Zweige der verborgenen Kräuter. Und ich fühle mich leer von Leidenschaft und Musik. Eine verrückte Uhr singt tote alte Stunden.
Ich spreche deinen Namen, in dieser dunklen Nacht, und dein Name klingt weiter entfernt denn je. Weiter entfernt als all die Sterne und mehr schmerzend als der sanfte Regen.
Werde ich dich noch einmal so lieben wie damals? Welche Schuld hat mein Herz? Wenn sich der Nebel auflöst, welche andere Leidenschaft erwartet mich? Wird sie ruhig und rein sein? Wenn meine Finger den Mond zerpflücken könnten!
Was nicht leicht entstellt ist, entgeht der Wahrnehmung; woraus folgt, daß die Unregelmäßigkeit, das heißt das Unerwartete, die Überraschung, das Erstaunen ein wesentlicher und charakteristischer Teil der Schönheit ist.
Über uns Abend: schwaches Rosenflehn. Unter uns Sand. Tote Muscheln. Tang. Um uns Wind in finsterer Mäntel Wehn Und Meergesang.
Unsere Nüster sog, die Lippe sann Ruch von Salz und See und Nichtmehrsein, Da das Wasser gnadelos hinverrann, Bleich am Strande traurige Fische schrein.
Seine Lieder troffen von Ewigkeit, Seine Stirnen schäumten glasiges Licht, Seine Augen schauten, leer und weit, Sinkender Welt Gesicht.
Unser zarter Tag entzitterte welk, Hing wie Fledermäuse im Winterschlaf Mit erstarrten Träumen am Gebälk Schwarzen Leuchtturms. Und das Murmeln traf
Unsere Seelen, wallte, wurde groß In der Brust dir, die umwuchert schwand Unter Algenhaaren, nachtgrünem Moos. Und du rührtest mich mit kühler Hand
Zwischen Niewieder und Immerwieder das Glück oder das was ihm ähnlich sieht was zurückweicht beim Näherkommen aber winkt als gäbe es es (als gäbe es dich als gäbe es mich als gäbe es ein Uns-einander-geben)
Es ist natürlich leicht erkennbar als Unglück aber nur sekundenlang nur mit aufgerissenen Augen die noch brennen nach einem Blick auf das Glück
Dann lockt es wieder mit halbgeschlossenen Lidern Und was so lockt – meint man – kann doch das Unglück nicht sein Das Unglück oder das Glück was immer es ist hält seine schmale zerbrechliche Hand im Schoß und hält seinen Schoß in der Hand und hat helles Haar und spricht oder singt mit weicher Stimme für Ohren die sonst nichts mehr hören wollen als es
Jedes Ding, das wir sehen, sollten wir zum ersten Mal sehen, da es auch tatsächlich das erste Mal ist, daß wir es sehen. Und so ist jede gelbe Blume immer wieder eine neue gelbe Blume, selbst wenn es die wäre, die man als eben die gleiche wie gestern bezeichnen will. Aber weder ist der Mensch derselbe, noch ist die Blume dieselbe. Selbst das Gelb kann nicht dasselbe sein. Es ist schade, daß die Augen der Menschen nicht so beschaffen sind, dies zu begreifen. Wir könnten alle glücklich sein.
In uns sind alle Leidenschaften und alle Laster und alle Sonnen und Sterne, Abgründe und Höhen, Bäume, Tiere, Wälder, Ströme. Das sind wir. Wir erleben in unseren Adern, in unseren Nerven. Wir taumeln. Brennend zwischen grauen Blöcken Häuser. Auf Brücken aus Stahl. Licht aus tausend Röhren umfliesst uns, und tausend violette Nächte ätzen scharfe Falten in unsere Gesichter.
........"Das ist doch das, was uns im Leben immer wieder passiert: Man sieht ein Bild und denkt, das sei die Welt, vergisst aber, dass es ganz viele Bilder von der Welt gibt. Dass man auch in sich selbst ganz viele Bilder, Ideen, Sehnsüchte hat, die man nicht erfüllen konnte, an denen man aber immer noch hängt, wo man weinen könnte, weil man sie aufgeben musste. Der Mensch besteht eben nicht nur aus Chemie, sondern auch aus ganz viel Sehnsucht. Und ich glaube, dass jeder so eine Dunkelphase in sich hat, dass jeder hin und wieder in so einem leeren, dunklen Raum sitzt, in dem die Bilder und Sehnsüchte weiterleben. Und die man vielleicht doch noch realisieren kann, wenn man diese Dunkelheit nicht ignoriert. "
Rauch, quellend über die Dächer, vom Gegenlichte gesäumt, Ich hab in die Eisenblumenfächer deinen Namen geträumt. Diesen Dezembermorgen Weiß ich schon einmal gelebt, offenbar und verborgen, ein Wort auf der Zunge schwebt. Wachsen mir in die Fenster Farne, golden von Licht zeigt sich im Schnee beglänzter Name und Angesicht. Muss ich dich jetzt nicht rufen, weil ich nahe gespürt? Über die Treppenstufen hat sich kein Schritt gerührt.
Ein wunderbares Zusammenleben kann entstehen, wenn die Menschen es erreichen, den Abstand zwischen einander zu lieben, denn nur so können sie einander ganz betrachten, vor dem Hintergrund eines weiten Himmels.
Nun zwängt, die sonst Musik die Töchter lehrte, sich ins Schwarzseidene mit dem Krachkorsett; und daß man Haydn, Bach und Koschat ehrte, beweist man durch Gesang und am Spinett.
Nun schlagen wieder löwenmähnige Meister mit ihren Pranken auf die Flügel ein, und fiedelt jemand Violin, dann heißt er Mischka und soll erst sieben Jahre sein.
Du siehst mich lächelnd an, Eleonore - auch du, Geliebte, seist ein Singtalent? Doch jach entfleucht durch meinem rechten Ohre, was dein Sopran mir in das linke flennt.
Ach ja, der Herbst! Die Blätter werden gelber, und jedes Mädchen kriegt ein hohes C, und auch der Muhsikpädagoge selber stund auf und tremolieretee ...
Du Stadt der Lieder, bist du nicht verwundert? So jedes Jahr hast du um den Advent Musikkonzerte Stücker achtzehnhundert - doch mit Gewinn: nur sechseinhalb Prozent.
Ich will an deiner Seite still über beschneite Wege gehn tief in das unbekannte Weiße und alle Spuren sollen hinter uns verwehn. Dir werden Flocken leicht im Haare hängen in deinem Lächeln sich verfangen, im blauen Atem glitzern und zergehn. Du bist so leise, als könntest du verstehn, daß wir schon lange nur auf Flocken schreiten und endlos fallend aus den Ewigkeiten ins Grenzenlose sanft herniedergleiten.
Eine Fußreise ohne Ende eine Pilgerfahrt auf den Knien alle Wege sind bestreut mit Dornen die Flußläufe die ich durchqueren muß habe ich selbst geweint aber deine flüsternde Stimme trägt dich fort und die beinah verwehte Fußspur deiner Liebe
Das ist mein Streit: Sehnsuchtsgeweiht durch alle Tage schweifen. Dann, stark und breit, mit tausend Wurzelstreifen tief in das Leben greifen - und durch das Leid weit aus dem Leben reifen, weit aus der Zeit!
"Ich trete in die dunkelblaue Stunde - Da ist der Flur, die Kette schließt sich zu Und nun im Raum ein Rot auf einem Munde Und eine Schale später Rosen – du!
Wir wissen beide jene Worte, die jeder oft zu anderen sprach und trug, sind zwischen uns wie nichts und fehl am Orte: dies ist das Ganze und der letzte Zug.
Das Schweigende ist so weit vorgeschritten Und füllt den Raum und denkt sich selber zu Die Stunde - nichts gehofft und nichts gelitten - Mit ihrer Schale später Rosen - du."
"Es ist nicht mehr diese zuweilen mit dir in die Stunde gesenkte Schwere. Es ist eine andere.
Es ist das Gewicht, das die Leere zurückhält, die mit- ginge mit dir. Es hat, wie du, keinen Namen. Vielleicht seid ihr dasselbe. Vielleicht nennst auch du mich einst so."
So unvermeidbar ein Geschick dir scheine, neig ihm dein Haupt in frommer Demut nie. Was heute sich des Schicksals Maske lieh, war gestern vieler Möglichkeiten eine, und wird heut ohne dich die Wahl gefällt - von morgen die ist dir anheimgestellt.
Wenn meinen Worten die Silben ausfallen vor Müdigkeit und auf der Schreibmaschine die dummen Fehler beginnen wenn ich einschlafen will und nicht mehr wachen zur täglichen Trauer um das was geschieht in der Welt und was ich nicht verhindern kann
beginnt da und dort ein Wort sich zu putzen und leise zu summen und ein halber Gedanke kämmt sich und sucht einen anderen der vielleicht eben noch an etwas gewürgt hat was er nicht schlucken konnte doch jetzt sich umsieht und den halben Gedanken an der Hand nimmt und sagt zu ihm: Komm
Und dann fliegen einigen von den müden Worten und einige Tippfehler die über sich selber lachen mit oder ohne die halben und ganzen Gedanken aus dem Londoner Elend über Meer und Flachland und Berge immer wieder hinüber zur selben Stelle
Und morgens wenn du die Stufen hinuntergehst durch den Garten und stehenbleibst und aufmerksam wirst und hinsiehst kannst du sie sitzen sehen oder auch flattern hören ein wenig verfroren und vielleicht noch ein wenig verloren und immer ganz dumm vor Glück daß sie wirklich bei dir sind
hingegen du bleibst in den stummen stunden nebelgrauer tage ton aus schwarzen rillen heiliger atem der luft bleibst du mein schutz du ungeschriebenes wort gedankenbild hinter der stirn bleibst du mir hingegen in der tropfenden zeit selbstbestimmung verlierend aber unbeschwerte erinnerung angehaltene farben ein ungenauer plan wirst du mir bleiben in den stummen stunden auch morgen wider die zeit
Bei diesem grausen Windestoben Ist alle Poesie zerstoben, Und Äolus mit offnen Schlauch Läßt weder Schiff noch Lied vom Stapel; Deshalb vergib dem Dichter auch, Gewöhnt an jeden Zephirhauch, Der lieblich tändelt um Neapel, Wenn er, auf dein verehrt Geheiß Bei diesem wilden Schneegeflocker Als eingeferchter Stubenhocker Nichts Beßres dir zu sagen weiß.
Der Winter kommt und mit ihm meine Alte, die an der Ecke stets Kastanien briet. Ihr Antlitz schaut aus einer Tücherspalte froh und gesund, ob Falte auch bei Falte seit vielen Jahren es durchzieht.
Und tüchtig ist sie, ja, das will ich meinen; die Tüten müssen rein sein, und das Licht an ihrem Stand muss immer helle scheinen, und von dem Ofen mit den krummen Beinen verlangt sie streng die heiße Pflicht.
So trefflich schmort auch keine die Maroni. Dabei bemerkt sie, wer des Weges zieht, und alle kennt sie - bis zum Tramwaypony; sie treibts ja Jahre schon, die alte Toni ... Und leise summt ihr Herd sein Lied.
Wenn meine Mutter einen Roman liest, macht sie das so : Erst liest sie die ersten zwanzig Seiten, dann den Schluss, dann blättert sie in der Mitte, und nun nimmt sie erst das Buch richtig vor und liest es von Anfang bis Ende durch. Warum macht sie das? Sie muss, ehe sie den Roman in Ruhe lesen kann, wissen, wie er endet. Es lässt ihr sonst keine Ruhe. Gewöhnt euch das nicht an! Und falls ihr es schon macht, gewöhnt es euch wieder ab, ja? Das ist nämlich so, als wenn ihr vierzehn Tage vor Weihnachten in Mutters Schrank stöbert, um vorher zu erfahren, was ihr geschenkt kriegt. Und wenn ihr dann zur Bescherung gerufen werdet, wisst ihr schon alles. Ist das nicht schrecklich? Da müsst ihr dann überrascht tun, aber ihr wisst ja längst, was ihr bekommt, und eure Eltern wundern sich, warum ihr euch gar nicht richtig freut. Euch ist das Weihnachtsfest verdorben, und ihnen auch. Und als ihr heimlich im Schrank herumsuchtet und die Geschenke vierzehn Tage früher fandet, hattet ihr, vor lauter Angst, überrascht zu werden, auch keine rechte Freude. Man muss abwarten können. Die Neugier ist der Tod der Freude.
(Erich Kästner - Pünktchen und Anton - Die fünfte Nachdenkerei)