Atmende Nacht und Bäume ohne Wind
verführen mich, an deinen Mund zu denken,
und dass die Pferde, mich hinweg zu lenken,
schon vor den Wagen angebunden sind;
Dass alles uns verließ, wie Wasser rinnt,
dass von dem Lieblichsten, was wir uns schenken,
nichts bleiben kann und weniges gedenken:
Blick, Lächeln, Hand und Wort und Angebind;
Und dass ich so einsam bekümmert liege,
und dir so fern, wie du mir fern geblieben -
die Silberdünste, die den Mond umflügeln,
Sind ihm so ferne nicht als ich dir fliege,
so ferne Morgenrot nicht Morgenhügeln,
als diese Lippen deinen, die sie lieben.
Rudolf Borchardt (1877-1945)