WEG DES LEBENS
Ich stieg die Treppenstufen in mein Zimmer,
Mit jedem Schritt versank ein Jahr.
Am Boden lag in trübem Schimmer
Die Zeit wie ausgebleichtes Haar.
Ein zweites Dasein brach aus seiner Hülle,
Schon nicht mehr ich – glich es mir an Gestalt.
Es war der Tisch, der Stuhl – des Raumes Fülle,
Mit Flügeln jung, an Wissen alt.
Der Schatten sprach: „Mein ist die Dauer,
Und dein des Lichtes kurzes Weilen.
Der Tod liegt deinem Leben auf der Lauer,
Du bindest dich umsonst mit Narrenseilen.“
Wes Hände sind es, die ins Leere schrecken?
Ich legte sie nicht müßig in den Schoß.
Die Welt der Träume kann nur Bilder wecken,
Doch spricht sie mich von meinem Tage los.
Brenn ich auch niederer als eine Kerze,
Vom Schicksal in die Einsamkeit gestellt:
So hab ich doch das Reich der Schwärze
Flüchtig an seinem Rand erhellt.
- Hermann Kasack -
Ich stieg die Treppenstufen in mein Zimmer,
Mit jedem Schritt versank ein Jahr.
Am Boden lag in trübem Schimmer
Die Zeit wie ausgebleichtes Haar.
Ein zweites Dasein brach aus seiner Hülle,
Schon nicht mehr ich – glich es mir an Gestalt.
Es war der Tisch, der Stuhl – des Raumes Fülle,
Mit Flügeln jung, an Wissen alt.
Der Schatten sprach: „Mein ist die Dauer,
Und dein des Lichtes kurzes Weilen.
Der Tod liegt deinem Leben auf der Lauer,
Du bindest dich umsonst mit Narrenseilen.“
Wes Hände sind es, die ins Leere schrecken?
Ich legte sie nicht müßig in den Schoß.
Die Welt der Träume kann nur Bilder wecken,
Doch spricht sie mich von meinem Tage los.
Brenn ich auch niederer als eine Kerze,
Vom Schicksal in die Einsamkeit gestellt:
So hab ich doch das Reich der Schwärze
Flüchtig an seinem Rand erhellt.
- Hermann Kasack -