SCHLUMMERFLOCKEN
Niedersank der Tag. Aus dunklen Toren
Sternenäugig wird die Nacht geboren.
Ohne Steuer jetzt vom Land gestoßen,
Schwebt die Seele überm Bodenlosen.
Selig wie erlöste Geister schwanken
In dem Kahn der Nacht die Traumgedanken.
Und ein Albatros im Schiff zu Gaste
Breitet weiße Schwingen überm Maste.
Seh' ich Wolkenzüge windgetragen?
Sind's Gebirge die aus Traumland ragen?
Ferne durch zerrißne Nebel blinken
Seines Wunderports Korallenzinken.
Alle Segel ein, die Winde stocken. –
Leise, leise fallen Schlummerflocken.
Isolde Kurz (1853-1944)