FREIHEIT DER LIEBE
Was zwingt mich auf der Welt mich als hinzugeben?
Ists wohl der Rede wert, gefangen müssen leben?
Ein Vogel wünschet sich in freier Luft zu sein,
Und sperret man ihn gleich in Gold und Silber ein.
Jetzt lieb ich was ich will, jetzt will ich was ich liebe,
Und weiß, daß nichts entgeht, was ich zur Zeit verschiebe.
Aus Tagen mach ich Nacht, und aus der Nacht den Tag,
Und prange, daß ich selbst mein Herr und Knecht sein mag.
Doch, Venus, deren Lob ich oftmals ausgebreitet,
Ist mir ein Stamm allein an Waldesstatt bereitet,
So füge mir hinfort Sinn, Will und Augen bei,
Recht zu ersehn den Baum, der meiner würdig sei.
Martin Opitz (1597-1639)
Was zwingt mich auf der Welt mich als hinzugeben?
Ists wohl der Rede wert, gefangen müssen leben?
Ein Vogel wünschet sich in freier Luft zu sein,
Und sperret man ihn gleich in Gold und Silber ein.
Jetzt lieb ich was ich will, jetzt will ich was ich liebe,
Und weiß, daß nichts entgeht, was ich zur Zeit verschiebe.
Aus Tagen mach ich Nacht, und aus der Nacht den Tag,
Und prange, daß ich selbst mein Herr und Knecht sein mag.
Doch, Venus, deren Lob ich oftmals ausgebreitet,
Ist mir ein Stamm allein an Waldesstatt bereitet,
So füge mir hinfort Sinn, Will und Augen bei,
Recht zu ersehn den Baum, der meiner würdig sei.
Martin Opitz (1597-1639)