DAS GEHEIMNIS DES KUSSES
Wenn so Aug' in's Auge schauet,
Wenn so Lipp' an Lipp' sich schmieget,
Wenn so Brust an Brust sich wieget,
Himmel dann auf Erden thauet;
Seele sich mit Seel' vermählet,
Geist sich dann im Geiste spiegelt,
Stumme Rede dann besiegelt
Liebe, die das Herz erwählet.
Ird'sche Farben dann verschwinden,
Ird'sche Töne dann verklingen,
Geist und Leib entfesselt ringen,
Bis sich Geist und Geist verbinden.
Ein Gedanke dann nur waltet,
Ein Gefühl sich dann nur reget,
Eine Wonne Beide träget,
Heil'ges Schweigen Beid' umfaltet.
Sehnsucht kann nicht ganz sich stillen,
Irdisch ist der Leib gebunden,
Was sich einte, fühlet Wunden,
Thränen d'rum dem Aug' entquillen.
Wenn so Aug' in's Auge schauet,
Wenn so Lipp' an Lipp' sich schmieget,
Wenn so Brust an Brust sich wieget,
Himmel dann auf Erden thauet;
Seele sich mit Seel' vermählet,
Geist sich dann im Geiste spiegelt,
Stumme Rede dann besiegelt
Liebe, die das Herz erwählet.
Ird'sche Farben dann verschwinden,
Ird'sche Töne dann verklingen,
Geist und Leib entfesselt ringen,
Bis sich Geist und Geist verbinden.
Ein Gedanke dann nur waltet,
Ein Gefühl sich dann nur reget,
Eine Wonne Beide träget,
Heil'ges Schweigen Beid' umfaltet.
Sehnsucht kann nicht ganz sich stillen,
Irdisch ist der Leib gebunden,
Was sich einte, fühlet Wunden,
Thränen d'rum dem Aug' entquillen.
Rudolf Marggraff (1805-1880)