LIEBE
Weißt du, daß du gefesselt liegst
In meiner wilden Phantasie . . .
Damit du mich mit Küssen besiegst
In den schwarzen Nächten, in der Dämm'rung früh.
Weißt du, wo die Anemonen stehn
Rotfunkelnd, wie ein Feuermeer . . .
Ich hab' zu tief in die Kelche gesehn
Und lasse die Sünde nimmermehr.
Und wäre sie noch so thränenreich -
Und stürbst du in meiner sengenden Glut . . .
Meine Hölle verbirgt dein Himmelreich,
Und zerschmelzen sollst du in meinem Blut.
(Else Lasker-Schüler)