Donnerstag, 31. Dezember 2015

Geschwind !






Geschwind !
Der Vorhang fällt.
Was bleibt zu sagen ?
Daß etwas war
und etwas Neues
sein wird.
Daß ich wieder hoffen,
lieben, zweifeln werde,
daß ich mich
wieder mal verirren werde
und sagen :
Dies ist Heimat.
Ihr sagt, das sei Narrenwissen ?
Gewiß, ich bin
und bleib ein Narr :
ich lache Tränen und weiß
beim Lachen noch zu weinen.
Geschwind !
Der Vorhang fällt.
Laßt es nun stille sein !


(Jost Renner)
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Versöhnung





VERSÖHNUNG

Es wird ein großer Stern in meinen Schoß fallen …
Wir wollen wachen die Nacht,

In den Sprachen beten
Die wie Harfen eingeschnitten sind.

Wir wollen uns versöhnen die Nacht –
So viel Gott strömt über.

Kinder sind unsere Herzen,
Die möchten ruhen müdesüß.

Und unsere Lippen wollen sich küssen,
Was zagst du?

Grenzt nicht mein Herz an deins –
Immer färbt dein Blut meine Wangen rot.

Wir wollen uns versöhnen die Nacht,
Wenn wir uns herzen, sterben wir nicht.

Es wird ein großer Stern in meinen Schoß fallen.


(Else Lasker Schüler)







Foto: Tim Maas
 









Mittwoch, 30. Dezember 2015

Nichts




NICHTS

Nur Worte konnte ich
geben
gepresste Blumen
durch Gitterzäune
schieben.
Es war Nichts.
Und doch mehr als
Alles.


(seep2006)
 
 
 
 
 
 
 
 
 

begrabene zeit...





begrabene zeit.
der winter fällt
als tote amsel
aus dem nussstrauch.
in den medaillons
frieren die verstorbenen
vor liebeskälte.
ihre ansteckende traurigkeit,
wenn aus lippen ein mund wird,
der flüstert:
so weiss, so fern.


- Karl Krolow -
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Foto: Tim Maas
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Es gibt mich nicht....





Es gibt mich nicht
Es gibt mich schon lange nicht mehr.
Vereinfacht. Schritte und Gesten.
Blumen und Worte am Himmel.
Sterne. Grasüberwachsen.
Grün. Mein Immer ist Grün.


(Seep2006)
 
 
 
 
 
 
 
 
 

manchmal stehe ich ....




manchmal stehe ich
in diesem raum
ohne tür
der leben heisst
und betrachte
fragend
den schlüssel
in meiner hand

(Otto Lenk)







Vielleicht ...





Vielleicht wird nichts verlangt
von uns während wir hier sind,
als ein Gesicht
leuchten zu machen
bis es durchsichtig wird.

(Hilde Domin)
 
 
 
 
 
 
 
 
 

unsagbares ....




 
unsagbares
ist uns
geblieben

dabei würde
ich dir gerne
etwas sagen

etwas
leichtes
.

(thepoemist)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Dienstag, 29. Dezember 2015

Doch die Schattenwand....




(...)

Doch die Schattenwand
öffnest du
um einen Spalt
und das Licht
das hereinfällt
bist du.

-Dagmar Nick-










"Das Gedicht ist einsam...





"Das Gedicht ist einsam. 
Es ist einsam und unterwegs. 
Wer es schreibt, bleibt ihm mitgegeben. "

(Paul Celan)
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Werte vergehen...





Werte vergehen, wenn sie nicht aufgegriffen und gelebt werden.
Wertloses breitet sich aus, wenn man es einfach hinnimmt.


© Bernd Liske









Verirrt / Verwirrt




Verirrt / Verwirrt

Ich suche dich
in allen Sprachen.
keine meine, keine unsere
alle fremd.
Nur ein Gedicht kann,
vielleicht,
den Atem lösen.
und immer wieder
die Frage :
wer bin ich
und wer bist
du?


(Seep2006)
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Wir werden...





WIR WERDEN


Wir werden herrlich aus Wunsch
nach Feiheit.
Der Körper dehnt sich,
Dieses Zerrende nach geahnten
Formen
Gibt ihm Überspannung.
Schwere Hüften schauern sich zu
langem Wuchse.
Im Straffen beben wir vor innerem Gefühl-
Wir sind so schön im Sehnen,
daß wir sterben könnten.


(Henriette Hardenberg)










In der Stille...




In der Stille
entkommst du dir
lässt die Schuhe stehen
öffnest die Türen
deine Wünsche fliegen davon
deine Ohren fallen zu Boden
wie Blätter liegen sie da
deine Hände
greifen nichts mehr
lautlos gehst du
kaum siehst du dich noch
wenn du verschwunden bist
wirst du Keiner sein

(Alfred Brendel)
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Ein Kuss...





Ein Kuss verweilt nie,
wo er nicht gedeihen kann.
- Er zieht vorüber.

(its-irrecoverable)
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Als ich dich liebte...





Als ich dich liebte,
wurde die Liebe etwas,
das traurig macht.

(Wolf Wondratschek)









Foto: Tim Maas











Montag, 28. Dezember 2015

Ginkoblatt





GINKOBLATT


Derweil draussen
ganz unerhört
der Donner grollt
und Blitze zündeln
versammelt eine Kuhle deines Schulterblattes
Schweisströpfchen zu einer Perle
die kurz nur ruht
um wie ein
verblassender Komet dann
in deinem Rücken unterzugehn

und du erzählst
von einem Morgen
und einem Sturm
der ein Ginkoblatt
fortreisst und fortträgt
zum nächsten Strom
wo es weitertreibt
einfach so
dem fernen Ozean entgegen


(ALEX FREI)










Wirrwarr





WIRRWARR

klein werden...
immer kleiner..
reduziert auf einem Punkt .
Rückkehr zum Anfang
gereinigt
getrennt / geeinigt
nichtzugehören zur Welt
bin nur ein Gedanke
und nehme dich auf.


(seep2006)
 
 
 
 
 
 
 
 
Foto: Tim Maas
 
 
 
 
 
 
 
 

Es ist so still...






Es ist so still,
als könnte nichts geschehen.

(Mascha Kaléko)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Foto: Tim Maas

 


 
 
 
 
 
 
 

Sonntag, 27. Dezember 2015

Versöhnung





VERSÖHNUNG

Es wird ein großer Stern in meinen Schoß fallen …
Wir wollen wachen die Nacht,

In den Sprachen beten
Die wie Harfen eingeschnitten sind.

Wir wollen uns versöhnen die Nacht –
So viel Gott strömt über.

Kinder sind unsere Herzen,
Die möchten ruhen müdesüß.

Und unsere Lippen wollen sich küssen,
Was zagst du?

Grenzt nicht mein Herz an deins –
Immer färbt dein Blut meine Wangen rot.

Wir wollen uns versöhnen die Nacht,
Wenn wir uns herzen, sterben wir nicht.

Es wird ein großer Stern in meinen Schoß fallen.


(Else Lasker Schüler)














Mit alten und neuen Landschaften....






Mit alten und neuen
Landschaften
neuen und alten Worten
verlorenen und wiedergefundenen
Freunden
leben

Blicke deuten

Vor dem Abgrund
die Augen nicht schliessen

Sich mit altem zufriedengeben
protestieren

Endlos
von neuem anfangen


(Rose Ausländer)










Foto: Tim Maas












was wäre...





was wäre
wenn ich dich liebte
aus der ferne

aus einer erinnerung heraus
die mehr ist
als die gegenwart
die mich umgibt

...

(Otto Lenk)









O wünsche nichts vorbei....





O wünsche nichts vorbei und wünsche nichts zurück!
Nur ruhiges Gefühl der Gegenwart ist Glück.


(Friedrich Rückert 1788-1866) 









Ohne Poesie...





Ohne Poesie läßt sich nichts in der Welt wirken: 
Poesie aber ist Märchen.

(Johann Wolfgang von Goethe)





dein fehlen...





dein
fehlen
füllt
den
raum


- thepoemist -













Samstag, 26. Dezember 2015

Vollmond





VOLLMOND

Leise schwimmt der Mond durch mein Blut ...
Schlummernde Töne sind die Augen des Tages
Wandelhin – taumelher –

Ich kann deine Lippen nicht finden ...
Wo bist du, ferne Stadt
Mit den segnenden Düften?

Immer senken sich meine Lider
Über die Welt – alles schläft.


(Else Lasker-Schüler)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Foto: Tim Maas

 


 
 
 
 
 
 

... Aus der Tiefe des Gartens...



...

Aus der Tiefe des Gartens
dein Lachen am Abend,
jener Schneemorgen auch,
da der Atem wie Blumen
stand in der Luft,
und die Kälte nach Brot roch,
weil wir uns liebten.

(Erika Burkart)
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Grau





GRAU

Ein sinnend matter, grauverhüllter Tag ...
Er fliesst so weich heut mit mir selbst zusammen ...
Umflort sind Träume, Düfte, Klänge, Flammen ...
Weil ich am liebsten weinen - weinen mag ...


(Lisa Baumfeld  1877- 1897)








Foto: Tim Maas










“Und alles was blieb....




“Und alles was blieb ist der Rahmen, 
der unseren Moment festhielt”


(Richard Train)
 
 
 
 
 
 
 
 

Lehn deine Wang an meine Wang....





 Lehn deine Wang an meine Wang,
Dann fließen die Tränen zusammen;
Und an mein Herz drück fest dein Herz,
Dann schlagen zusammen die Flammen!

Und wenn in die große Flamme fließt
Der Strom von unsern Tränen,
Und wenn dich mein Arm gewaltig umschließt -
Sterb ich vor Liebessehnen!

(Heinrich Heine)













An Dich





AN DICH

Brich mir ab
einen Gedanken
von deinem Brot
für mein Morgen

Gib mir
einen Schluck
von deiner Hoffnungssuppe
für meine Gedanken.

Bitte
4 cl
von deiner Liebe
für meinen Tee.


(Natalia Domagala) 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Warmes Sonnenlicht





Warmes Sonnenlicht
rieselt über die Wiesen:
grüne Weihnachten.

© Ernst Ferstl 










Foto: Tim Maas








Donnerstag, 24. Dezember 2015

wir müssen die Herzen schmücken....





wir müssen
die Herzen schmücken
nicht die Wände
mit Licht erfüllen
jeden Raum
da innen
soll es Weihnacht werden

© Anke Maggauer-Kirsche









Da kommst du nun....





Da kommst du nun, du altes zahmes Fest,
und willst, an mein einstiges Herz gepresst,
getröstet sein. Ich soll dir sagen: du
bist immer noch die Seligkeit von einst...


(Rainer Maria Rilke)








 
 
 
 
Foto: Tim Maas
 








Mittwoch, 23. Dezember 2015

Ich bin hier




 
ICH BIN HIER

Ich bin hier
auf Erden
an einem Ort auf Erden
warte
und warte.
Komm
oder komm nicht
ich
bin hier
und warte.

(Idea Vilarino)









Foto: Tim Maas










ich konserviere ....




ich konserviere
dein blau und blond
und ich vertrinke
alle Tränen auf einmal
wenn du nicht wiederkommst


(Friederike Mayröcker)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Vor Tag





VOR TAG


Der Kuß aus Rosenblättern,
immer neue weiche kleine
Blätter der sich öffnenden Blüte.

Nicht jenes Wenig von Raum
für die Spanne des Wunschs
zwischen Nehmen und Geben.

Du hobst die Decke von mir
so behutsam
wie man ein Kind nicht weckt
oder als wär ich
so zerbrechlich
wie ich bin.

Ich wurde nicht wirklicher
als ein Gedicht
oder ein Traum
oder die Wolke
unter der Wolke.

Und doch, als du fort warst,
der zärtliche Zweifel:
Ist es tröstlich
für einen Mann
mit einer Wolke zu schlafen?


(Hilde Domin)
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Die gestundete Zeit




DIE GESTUNDETE ZEIT


Es kommen härtere Tage.
Die auf Widerruf gestundete Zeit
wird sichtbar am Horizont.
Bald musst du den Schuh schnüren
und die Hunde zurückjagen in die Marschhöfe.
Denn die Eingeweide der Fische
sind kalt geworden im Wind.
Ärmlich brennt das Licht der Lupinen.
Dein Blick spurt im Nebel:
die auf Widerruf gestundete Zeit
wird sichtbar am Horizont.

Drüben versinkt dir die Geliebte im Sand,
er steigt um ihr wehendes Haar,
er fällt ihr ins Wort,
er befiehlt ihr zu schweigen,
er findet sie sterblich
und willig dem Abschied
nach jeder Umarmung.

Sieh dich nicht um.
Schnür deinen Schuh.
Jag die Hunde zurück.
Wirf die Fische ins Meer.
Lösch die Lupinen!

Es kommen härtere Tage.



(Ingeborg Bachmann)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Ein gewisses Schräges Licht....





Ein gewisses Schräges Licht,
Winternachmittags -
Lastet auf uns mit dem Druck
Eines Domchorals -


Himmelswunde, füg es zu -
Narben sieht man nicht,
Doch Verschiebung innen -
Wo Bedeutung, liegt -


Keiner lehrt es – Jeder -
Das Verzweiflungssiegel -
Aus der Luft geschickt
Herrscherliches Leiden -


Kommt es, lauscht die Landschaft -
Schatten – starr im Schreck -
Geht es, gleicht´s der Ferne
In des Todes Blick


(Emily Dickinson)








Foto: Tim Maas










Könnten wir....





Könnten wir es
schneien lassen auf die
Gegenden wo wir
aufgewachsen sind (alte
Heimaten ohne eigentlichen
Grund)
die Erinnerungen würden weiss
wie frische Wäsche
die Gedächtnisse weich und
sauber und
schön


(Fredy Peter)






 
 
 
 
 
 
 
 

Dienstag, 22. Dezember 2015

weißt du aber...




weißt du aber
was ich denke
was die hauptsache ist?
einfach, dass wir es leben
das leben

dass wir es
in die hand nehmen
und betrachten
nicht suchend
nur sehend

ja wirklich, ich denke
das hat es am liebsten
und weißt du was
ich außerdem denke:
wir auch

© 2014 — Freitag ist Rosa








 https://www.youtube.com/watch?v=gjxSl_Z2APs
 
 
 
 
Foto: Tim Maas
 
 
 
 
 
 
 
 
 

dein lächeln






dein lächeln

dein lächeln hat flügel
ich seh wie ernst dein mund
wie jede fuge wacht
doch hinterm horizont
die helle sichel
ist mein

(schreibland)






https://www.youtube.com/watch?v=ysjcsjInfCY









Ich träume so leise von Dir





Ich träume so leise von Dir

Immer kommen am Morgen schmerzliche Farben,
Die sind wie deine Seele.

O, ich muß an dich denken,
Und überall blühen so traurige Augen.

Und ich habe dir doch von großen Sternen erzählt,
Aber du hast zur Erde gesehn.

Nächte wachsen aus meinem Kopf,
Ich weiß nicht wo ich hin soll.

Ich träume so leise von dir,
Weiß hängt die Seide schon über meinen Augen.

Warum hast du nicht um mich
Die Erde gelassen -- sage?


(Else Lasker Schüler)
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Wenn du es willst...




Wenn du es willst,
lasse ich es für dich
schneien, mein Sohn,
nur kann ich die Toten
nicht wegdenken
unterm Schnee.

(...)

-Peter Härtling-








Ein Lächeln





EIN LÄCHELN

Ein Fremder hat mir ein Lächeln geschenkt,
an einem Regenmorgen,
es streifte mein Herz, das angstvoll bedrängt,
und linderte meine Sorgen.
Ich wollt es behalten, ich Egoist,
doch begriff ich, mit einem Mal heiter,
daß man in der Fülle großzügig ist -
und ich gab es an den nächsten weiter.
So trat es seine Wanderung an,
durch Straßen, Plätze und Gassen,
durch Omnibus, Tram und Untergrundbahn,
so greifbar - und doch nicht zu fassen.
Am Abend, als ich nach Hause ging,
da bückt ich mich plötzlich nieder
und sah wie ein kleines strahlendes Licht,
mein Lächeln auf einem Kindergesicht -
und ich nahm mir es und hatte es wieder.

(Unbekannt)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Ich liebe diese Stunde...





Ich liebe diese Stunde, die anders ist, kommt und geht. Nein, nicht die Stunde, diesen Augenblick liebe ich, der so still ist. Diesen Anfangs-Augenblick, diese Initiale der Stille, diesen ersten Stern, diesen Anfang. Dieses Etwas in mir, das aufsteht, wie junge Mädchen aufstehn in ihrer weißen Mansarde...
Diese Nacht liebe ich. Nein, nicht diese Nacht, diesen Nachtanfang, diese eine lange Anfangszeile der Nacht, die ich nicht lesen werde, weil sie kein Buch für Anfänger ist. Diesen Augenblick liebe ich, der nun vorüber ist und von dem ich, da er verging, fühlte, daß er erst sein wird.


(Rainer Maria Rilke)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Foto: Tim Maas
 
 
 
 
 
 
 
 
 

wartezeit






wartezeit

der fußboden misst
zehn mal fünfzehn kacheln
oder fünfzehn mal zehn
wer kann das schon sagen

in den fugen sitzen reste 
vom gestern
es bringt unglück
darauf zu treten
wussten die kinder

nun sind sie erwachsen
und leichtsinnig geworden 
scharren mit den füßen
bis man sie ruft 
bis sie dran sind

ein ängstlicher engel weint
er geht barfuß 
und niemand fragt 
warum

(schreibland)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Montag, 21. Dezember 2015

Suleika




 
SULEIKA


Hochbeglückt in deiner Liebe
Schelt' ich nicht Gelegenheit;
Ward sie auch an dir zum Diebe,
Wie mich solch ein Raub erfreut!

Warum läßt du dich berauben?
Gib dich mir aus freier Wahl;
Gar zu gerne möcht ich glauben -
Daß dein Herz ich selber stahl.

Was so willig du gegeben,
Bringt dir herrlichen Gewinn;
Meine Ruh, mein reiches Leben
Geb ich freudig, nimm es hin!

Scherze nicht! Nichts von Verarmen!
Macht uns nicht die Liebe reich?
Halt ich dich in meinen Armen,
Welch ein Glück ist meinem gleich.



(Marianne von Willemer)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

zwischen den kissen...





zwischen den kissen
wir schreiben der zeit honiggelbe
briefe
(aus dem duft der letzten nacht)

binden wolken an seile, versagen
dem herbstwind das laub

der mond blickt milde durch das stundenglas

ich küss ihn wund
du sprichst ihn wieder heil

.


(thepoemist)