Sonntag, 31. März 2024

Kalendergedicht, Sonntag 31.März 2024

 

 

Osterspaziergang


Vom Eise befreit sind Strom und Bäche,
Durch des Frühlings holden, belebenden Blick,
Im Tale grünet Hoffnungs-Glück;
Der alte Winter, in seiner Schwäche,
Zog sich in rauhe Berge zurück.
Von dort her sendet er, fliehend, nur
Ohnmächtige Schauer körnigen Eises
In Streifen über die grünende Flur;
Aber die Sonne duldet kein Weißes,
Überall regt sich Bildung und Streben,
Alles will sie mit Farben beleben;
Doch an Blumen fehlt's im Revier,
Sie nimmt geputzte Menschen dafür.

Kehre dich um, von diesen Höhen
Nach der Stadt zurück zu sehen.
Aus dem hohlen finstern Tor
Dring ein buntes Gewimmel hervor.
Jeder sonnt sich heute so gern.
Sie feiern die Auferstehung des Herrn,
Denn sie sind selber auferstanden,
Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern,
Aus Handwerks- und Gewerbes Banden,
Aus dem Druck von Giebeln und Dächern,
Aus Straßen quetschender Enge,
Aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht
Sind sie alle ans Licht gebracht.

Sieh nur sieh! wie behend sich die Menge
Durch die Gärten und Felder zerschlägt,
Wie der Fluss, in Breit' und Länge,
So manchen lustigen Nachen bewegt,
Und, bis zum Sinken überladen
Entfernt sich dieser letzte Kahn.
Selbst von des Berges fernen Pfaden
Blinken uns farbige Kleider an.
Ich höre schon des Dorfs Getümmel,
Hier ist des Volkes wahrer Himmel,
Zufrieden jauchzet gross und klein:
Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein.


Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)

 

 

 

Samstag, 30. März 2024

Kalendergedicht, Samstag 30.März 2024

 

 

Vorfrühling am Waldrand


In nackten Bäumen um mich her der Häher,

Der ewig kreischende, der Eichelspalter,

Und über Farnkraut gaukelt nah und näher

Und wieder weiter ein Citronenfalter,

Ein Hühnerhabicht schießt als Mäusespäher,

Pfeilschnell, knicklängs vorbei dem Pflugsterzhalter,

Der Himmel lacht, der große Knospensäer

Und auf den Feldern klingen Osterpsalter.



Detlef von Liliencron (1844-1909)

 

 

 

Freitag, 29. März 2024

Kalendergedicht, Freitag 29.März 2024

 

 

Carfreitag

Heut ist der Todestag des Herrn:
So tönt es mahnend nah und fern,
Daß jedes Christenherz vergißt,
Was irdisch und vergänglich ist.

Ach, was ist eures Lebens Kern?
Heut ist der Todestag des Herrn:
Laßt ab von Last, laßt ab von Lust,
Und reint das Herz in eurer Brust!


Emil Barthel (1835-1906)

 

 

 

Donnerstag, 28. März 2024

Kalendergedicht, Donnerstag 28.März 2024

 

 

Mein Auge sucht dich im Dunkel,
Das ahnungsbang vor meiner Seele lag,
Und meine Lippe hauchte deinen Namen
Und flüsterte vom Auferstehungstag.

Und meine Sehnsucht sah in tiefe Schatten
Dich lächelnd gleiten durch den dunklen Raum,
Und meine Seele folgte deinen Spuren,
Die seltsam sich verwirrten wie im Traum.


Leo Grünstein (1876-1943)
 

 

 

 

Mittwoch, 27. März 2024

Kalendergedicht, Mittwoch 27.März 2024

 

 

Aus:  Noth und Hoffnung
      Ein Gespräch.


Der Frühling kommt mit Hain und Hoffnung wieder,
Und süsse Noth besingen alle Lieder.

Ihr Nachtigallen, klaget süsse Pein,
Ihr Turteltauben, girret Liebe drein,
Ihr Knospen sproßt der Mühe süsses Streben,
Ihr Lerchen singt der Hoffnung Frühlingsleben.



Johann Gottfried Herder (1744-1803)

 

 

 

Dienstag, 26. März 2024

Kalendergedicht, Dienstag 26.März 2024

 

 

Morgenwonne


Ich bin so knallvergnügt erwacht.
Ich klatsche meine Hüften.
Das Wasser lockt. Die Seife lacht.
Es dürstet mich nach Lüften.

Ein schmuckes Laken macht einen Knicks
Und gratuliert mir zum Baden.
Zwei schwarze Schuhe in blankem Wichs
Betiteln mich "Euer Gnaden".

Aus meiner tiefsten Seele zieht
Mit Nasenflügelbeben
Ein ungeheurer Appetit
Nach Frühstück und nach Leben.


Joachim Ringelnatz (1883-1934)

 

 

 

Montag, 25. März 2024

Kalendergedicht, Montag 25.März 2024

 

 

In meinen dunkeln Gartengründen

Entzünden sich die roten Tulpen.

Die Hunde am Gitter wittern dein Kommen.


Du wirst meine bittern Tage

In stille Totenurnen schließen,

Mein Garten wird überfließen von deinem Lachen.


Komme, die roten Tulpen wachen und warten.


 


Max Dauthendey (1867-1918)

 

 

 

Sonntag, 24. März 2024

Kalendergedicht, Sonntag 24.März 2024

 

 

Frühling


Hoch oben von dem Eichenast
Eine bunte Meise läutet
Ein frohes Lied, ein helles Lied,
Ich weiß auch, was es bedeutet.

Es schmilzt der Schnee, es kommt das Gras,
Die Blumen werden blühen;
Es wird die ganze weite Welt
In Frühlingsfarben glühen.

Die Meise läutet den Frühling ein,
Ich hab′ es schon lange vernommen;
Er ist zu mir bei Eis und Schnee
Mit Singen und Klingen gekommen.


Hermann Löns(* 1866-1914)

 

 

 

Samstag, 23. März 2024

Kalendergedicht, Samstag 23.März 2024

 

 

Zieh mit!


Nun liegt ein heller Sonnenschein
Auf Wegen und auf Stegen;
Zieh mit mir in den Lenz hinein,
Zieh mit dem Glück entgegen.
Die Lerche jubelt's überm Feld,
In der Hecke singt es der Star:
Ich wußte nimmer, daß die Welt
So reich an Freuden war!

Der Jäger und die Hirtenmaid.
Sie halten sich umfangen,
Es singt und jubelt weit und breit
In heißem Glückverlangen;
Und seit du dich zu mir gesellt,
Singt doppelt schön der Star —
Ich wußte nimmer, daß die Welt
So reich an Freuden war?

Der Schlehdorn blüht an meinem Hut,
Ein meiner Brust blühst du,
Ein Wanderbursch mit frohem Mut
Ruft einen Gruß uns zu.
So hoch war nie des Himmels Zelt,
So duftend nie dein Haar — —
Ich wußte nimmer, daß die Welt
So reich an Freuden war!



Hans Eschelbach (1868-1948)

 

 

 

Freitag, 22. März 2024

Kalendergedicht, Freitag 22.März 2024

 

 

Ihr bunten Frühlingssänger zieht
Über Wald und Haide mit meinem Lied!
Du wilder rasender Frühlingswind
Grüss' in der Ferne mein goldiges Kind!
Braus' über die weite Haide hin,
Grüss' meine Herzenskönigin!


Heinrich Vogeler (1872-1942)

 

 

 

Donnerstag, 21. März 2024

Kalendergedicht, Donnerstag 21.März 2024

 

 

Das Lied im Grünen


Ins Grüne, ins Grüne,
Da lockt uns der Frühling, der liebliche Knabe,
Und führt uns am blumenumwundenen Stabe
Hinaus, wo die Lerchen und Amseln so wach,
In Wälder, auf Felder, auf Hügel zum Bach,
Ins Grüne, ins Grüne.



Friedrich Reil (1773-1843)

 

 

 

Mittwoch, 20. März 2024

Kalendergedicht, Mittwoch 20.März 2024

 

 

Frühling

Hoch oben fliegt ein Kranichheer nach Norden,
Von ihren Flügeln tropft die Morgenſonne.
Tief unten liegt der Urſulinenorden,
Im Kloſtergarten träumt die alte Nonne.
Von oben brauſt es mächtig in Accorden
Nach unten tief in hoher Frühlingswonne.
Verflogen … Oben iſt es ſtill geworden —
Die greiſe Nonne betet zur Madonne.


Detlef von Liliencron (1844-1909)

 

 

 

Dienstag, 19. März 2024

Kalendergedicht, Dienstag 19.März 2024

 

 

Eigentum


Ich weiß, daß mir nichts angehört

Als der Gedanke, der ungestört

Aus meiner Seele will fließen,

Und jeder günstige Augenblick,

Den mich ein liebendes Geschick

Von Grund aus läßt genießen.



Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)

 

 

 

Montag, 18. März 2024

Kalendergedicht, Montag 18.März 2024

 

 

Der Wolkenbaum


Hoch im Dunkel steht ein Wolkenbaum,
Darin wohnen hundert Vögel grau,
Schmettern stumm ihr geisterhaftes Lied.
Seinen Fuss umfunkelt Wiesentau.
Seinen Stamm umwebert Nebelflaum.
Seinem fahlen Wipfelwerk entflieht der Mond ..


Christian Morgenstern (1871-1914)

 

 

 

Sonntag, 17. März 2024

Kalendergedicht, Sonntag 17.März 2024

 

 

Kleines Liebeslied


Vor vielen tausend Jahren,
als wir noch beide Engel waren,
hab ich dich schon geliebt.
Und daß dein liebes Angesicht
der strenge Gott noch immer nicht
in meine Hände gibt,
macht abertausend Jahr bereit
für meiner Liebe Ewigkeit.


Else Rüthel (1899-1938)
 

 

 

 

Samstag, 16. März 2024

Kalendergedicht, Samstag 16.März 2024

 

 

Frühlingsnacht


Übern Garten durch die Lüfte
Hört ich Wandervögel ziehn,
Das bedeutet Frühlingsdüfte,
Unten fängts schon an zu blühn.

Jauchzen möcht ich, möchte weinen,
Ist mirs doch, als könnts nicht sein!
Alte Wunder wieder scheinen
Mit dem Mondesglanz herein.

Und der Mond, die Sterne sagens,
Und in Träumen rauschts der Hain,
Und die Nachtigallen schlagens:
Sie ist deine, sie ist dein!



Joseph von Eichendorff (1788-1857)

 

 

 

Freitag, 15. März 2024

Kalendergedicht, Freitag 15.März 2024

 

 

Kleine Lehre

Des Lebens bunte Flur
Ist eine Wildniß nur,
Wenn nicht mit weiser Güte,
Ein edler Freund die Blüte,
Die zarte Liebe trägt,
In unserm Herzen pflegt.


Elisa von der Recke (1754-1833)

 

 

 

Donnerstag, 14. März 2024

Kalendergedicht, Donnerstag 14.März 2024

 

 

Frische Morgenlüfte weht

Frische Morgenlüfte weht
hell aus Osten zu mir hernieder,
Licht, das glänzend die Wolken durchgeht,
mir auch salbe du Haupt und Glieder.
Aus dem schwarzen Ackerboden
quillt der Erde Duft und Rauch,
dringe neu in meine Seele,
wilder herber Lebenshauch.
Erd und Sonne gießen leuchtend
ineinander ihren Saft,
und aus diesem Weine schöpf ich
ihre ganze alte Kraft.


Julius Hart (1859-1930)

 

 

 

Mittwoch, 13. März 2024

Kalendergedicht, Mittwoch 13.März 2024

 

 

Frühling


Sonne. Und noch ein bißchen aufgetauter Schnee
und Wasser, das von allen Dächern tropft,
und dann ein bloßer Absatz, welcher klopft,
und Straßen, die in nasser Glattheit glänzen,
und Gräser, welche hinter hohen Fenzen
dastehen, wie ein halbverscheuchtes Reh ...

Himmel. Und milder, warmer Regen, welcher fällt,
und dann ein Hund, der sinn- und grundlos bellt,
ein Mantel, welcher offen weht,
ein dünnes Kleid, das wie ein Lachen steht,
in einer Kinderhand ein bißchen nasser Schnee
und in den Augen Warten auf den ersten Klee ...

Frühling. Die Bäume sind erst jetzt ganz kahl
und jeder Strauch ist wie ein weicher Schall
als erste Nachricht von dem neuen Glück.
Und morgen kehren Schwalben auch zurück.



Selma Meerbaum-Eisinger (1924-1942)

 

 

 

Dienstag, 12. März 2024

Kalendergedicht, Dienstag 12.März 2024

 

 

Fragen der Nacht

Die Sterne sind so seltsam in der Nacht,
Sie zeigen Wege, die ich nie gewandert bin,
Sie locken mich zu fernen, fremden Zielen hin,
An die ich nie im Sonnenlicht gedacht.

Zuweilen denk ich, daß sie Boten seien,
Gerüstet schon, die Seele zu befreien,
Doch jeder Stern ist wieder eine Welt,
Aus der ein Strahl auf unsre Erde fällt.


Anna Behrens-Litzmann (1850-nach 1913)

 

 

 

Montag, 11. März 2024

Kalendergedicht, Montag 11.März 2024

 

 

Vorfrühling


In dieser Märznacht trat ich spät aus meinem Haus.
Die Straßen waren aufgewühlt von Lenzgeruch und grünem Saatregen.
Winde schlugen an. Durch die verstörte Häusersenkung ging ich weit hinaus
Bis zu dem unbedecktem Wall und spürte: meinem Herzen schwoll ein neuer Takt entgegen.
 
In jedem Lufthauch war ein junges Werden ausgespannt.
Ich lauschte, wie die starken Wirbel mir im Blute rollten.
Schon dehnte sich bereitet Acker. In den Horizonten eingebrannt
War schon die Bläue hoher Morgenstunden, die ins Weite führen sollten.

Die Schleusen knirschten. Abenteuer brach aus allen Fernen.
Überm Kanal, den junge Ausfahrtwinde wellten, wuchsen helle Bahnen,
In deren Licht ich trieb. Schicksal stand wartend in umwehten Sternen.
In meinem Herzen lag ein Stürmen wie von aufgerollten Fahnen.

Zum Letzten, Segnenden. Zum Zeugungsfest. Zur Wollust. Zum Gebet. Zum Meer. Zum Untergang.



Ernst Stadler (1883-1914)

 

 

 

Sonntag, 10. März 2024

Kalendergedicht, Sonntag 10.März 2024

 

 

Der Morgenkuss nach einem Ball


Durch eine ganze Nacht sich nahe seyn,
So Hand in Hand, so Arm im Arme weilen,
So viel empfinden ohne mitzutheilen -
Ist eine wonnevolle Pein!

So immer Seelenblick im Seelenblick
Auch den geheimsten Wunsch des Herzens sehen,
So wenig sprechen, und sich doch verstehen -
Ist hohes martervolles Glück!

Zum Lohn für die im Zwang verschwundne Zeit
Dann bey dem Morgenstrahl, warm, mit Entzücken
Sich Mund an Mund, und Herz an Herz sich drücken -
O dies ist – Engelseligkeit!



Gabriele von Baumberg (1768-1839)

 

 

 

Samstag, 9. März 2024

Kalendergedicht, Samstag 9.März 2024

 

 

Vorfrühling


Nur ein heller Vogellaut!
Und schon muß ich sehnend gehen
Über Wiesen hin im Wehen
Heller Hügel, duftumblaut.

Und schon muß im lichten Grün
Tausendmal ich still mich bücken,
Tausend Kelche still zu pflücken,
Die dir hell entgegenblühn.


Wilhelm Weigand (1862-1949)

 

 

 

Freitag, 8. März 2024

Kalendergedicht, Freitag 8.März 2024

 

 

Wie einer abends löscht sein Licht,
Darauf kommt vieles an,
Ob freudig nach getaner Pflicht,
Ob in der Sorge Bann,
Ob müd`gehetzt in Saus und Braus,
Ob mit geweihtem Sinn -
Wie einer löscht sein Lichtlein aus,
So steht es auch um ihn.

Clotilde von Schwartzkoppen (1830-1873)

 

 

 

Donnerstag, 7. März 2024

Kalendergedicht, Donnerstag 7.März 2024

 

 

Eppich


Eppich, mein alter Hausgesell

Du bist von jungen Blättern hell

Dein Wintergrün, so still und streng

Verträgt sichs mit dem Lenzgedräng?

 

- "Warum denn nicht? Wie meines hat

Dein Leben alt und junges Blatt

Eins streng und dunkel, eines licht

Von Lenz und Lust! Warum denn nicht?"



Conrad Ferdinand Meyer (1825-1898)

 

 

 

Mittwoch, 6. März 2024

Kalendergedicht, Mittwoch 6.März 2024

 

 

Steiget auf, Ihr alten Träume!
Öffne dich, du Herzenstor!
Liederwonne, Wehmutstränen
Strömen wunderbar hervor.

Durch die Tannen will ich schweifen,
Wo die muntre Quelle springt,
Wo die stolzen Hirsche wandeln,
Wo die liebe Drossel singt.

Auf die Berge will ich steigen,
Auf die schroffen Felsenhöhn,
Wo die grauen Schloßruinen
In dem Morgenlichte stehn.


Heinrich Heine (1797-1856)

 

 

 

Dienstag, 5. März 2024

Kalendergedicht, Dienstag 5.März 2024

 

 

Draußen im März

Wie die Winde wolkenher huschen und lachen!
Wie sich sprühende Scheine rings entfachen!
In Goldlicht tritt das Tal aus dem Dunkeln, -
Die Büsche hängen voll Knospen und funkeln.
 - Tiefwinter ists noch bei euch in den Gassen
Die Himmel droben von Schnee erblassen;
Hier aber werden die Hochwaldfichten
Zu einer Fülle von Frühlingsgesichten...


Alberta von Puttkamer (1849-1923)

 

 

 

Montag, 4. März 2024

Kalendergedicht, Montag 4.März 2024

 

 

Im Märzenschnee

Im Märzenschnee gebettet,
Erträumt das junge Grün
Die ersten Lichtgedanken
Von lenzesfrohem Blüh`n;

Und wie die Flocken fliegen
Und duften ringsumher:
Statt Märzenschnee - von Lilien
Ein schimmernd Blütenmeer.


P.Timotheus Kranich (1870-1947)
 

 

 

 

Kalendergedicht, Sonntag 3.März 2024

 

 

Hand in Hand

Laß Deine Hand in meinen Händen,
Dort ruht sie weich und mild und gut,
Und leise rinnt ein Gabenspenden
Von meiner Glut in Deine Glut,

Bis sie nicht von einander scheiden
Was jede noch ihr eigen nennt.
Und dann verzehrend in den beiden
Ein einziger Gedanke brennt. -


Stefan Zweig (1881-1942)

 

 

 

Samstag, 2. März 2024

Kalendergedicht, Samstag 2.März 2024

 

 

Morgenandacht


Früh laß mich deine Gnade hören,
Der du gewacht, eh ich gewacht!
Daß nichts den Anfang möge stören,
Den du mir heute zugedacht.
Wem du das beste Teil beschieden
Für seines Tages kurzen Lauf,
Den weckest du in sanftem Frieden
Mit deines Geistes Odem auf.


Albert Knapp (1798-1864)

 

 

 

Freitag, 1. März 2024

Kalendergedicht, Freitag 1.März 2024

 

 

Nordwind


Der Nordwind fegt den Himmel rein,
Und all die Berge, groß und klein,
Die nahen, grünen - die fernen, blauen -
Klar auf die selige Erde schauen.

Nordwind! Könntest du meinem Leben
Solche Himmelskräfte geben,
Daß es wundersam erstände,
Helle und Weite fände!


Bodo Wildberg (1862-1942)