VON IHREN ÜBERSCHÖNEN AUGEN
Ihr Augen, die ihr mich mit einem Blick und Blitz
Scharpf oder süß nach Lust könnt strafen und belohnen,
O liebliches Gestirn, Stern', deren Licht und Hitz
Kann, züchtigend den Stolz, der Züchtigen verschonen:
Und ihr, der Lieb' Werkzeug, Kundschafter unsrer Witz,
Augbrauen, ja vielmehr Triumphbogen, nein, Kronen,
Darunder Lieb' und Zucht in überschönem Sitz,
Mit brauner Klarheit Schmuck erleuchtet, leuchtend wohnen!
Wer recht kann eure Form, Farb, Wesen, Würkung, Kraft,
Der kann der Engeln Stand, Schein, Schönheit, Tun und Gehen,
Der kann der wahren Lieb' Gewalt und Eigenschaft,
Der Schönheit Schönheit selbst, der Seelen Freud und Flehen
Und der Glückseligkeit und Tugenden Freundschaft
In euch (der Natur Kunst besehend) wohl verstehen!
Weckherlin, Georg Rudolf (1584-1653)
Ihr Augen, die ihr mich mit einem Blick und Blitz
Scharpf oder süß nach Lust könnt strafen und belohnen,
O liebliches Gestirn, Stern', deren Licht und Hitz
Kann, züchtigend den Stolz, der Züchtigen verschonen:
Und ihr, der Lieb' Werkzeug, Kundschafter unsrer Witz,
Augbrauen, ja vielmehr Triumphbogen, nein, Kronen,
Darunder Lieb' und Zucht in überschönem Sitz,
Mit brauner Klarheit Schmuck erleuchtet, leuchtend wohnen!
Wer recht kann eure Form, Farb, Wesen, Würkung, Kraft,
Der kann der Engeln Stand, Schein, Schönheit, Tun und Gehen,
Der kann der wahren Lieb' Gewalt und Eigenschaft,
Der Schönheit Schönheit selbst, der Seelen Freud und Flehen
Und der Glückseligkeit und Tugenden Freundschaft
In euch (der Natur Kunst besehend) wohl verstehen!
Weckherlin, Georg Rudolf (1584-1653)