„Der einzige Rat, den man jemanden fürs Lesen geben kann, ist tatsächlich der, keinen Rat anzunehmen, dem eigenen Instinkt zu folgen, den eigenen Verstand zu gebrauchen und zu eigenen Schlussfolgerungen zu kommen.“
- Virginia Woolf -
Gesammelte Lyrik
„Der einzige Rat, den man jemanden fürs Lesen geben kann, ist tatsächlich der, keinen Rat anzunehmen, dem eigenen Instinkt zu folgen, den eigenen Verstand zu gebrauchen und zu eigenen Schlussfolgerungen zu kommen.“
- Virginia Woolf -
„Wenn man zwei oder drei Menschen hat, aber was sage ich denn,
wenn man nur einen einzigen Menschen hat,
dem gegenüber man schwach, armselig und zerknirscht sein darf
und der einem dafür nicht weh tut, dann ist man reich.“
- Milena Jesenská -
Melancholie und Freude sind wohl Schwestern.
Und aus den Zweigen fällt verblühter Schnee.
Mit jedem Pulsschlag wird aus Heute Gestern.
Auch Glück kann weh tun.
Auch der Mai tut weh.
- Erich Kästner -
freude am leben
zu sitzen und zuzusehen
wie der abend einfällt.
abend von lichtem grau,
jetzt wo der tag sich entfernt. und glücklich zu sein wie epikur
mit dem bisschen, das ich will
an erreichbarem.
nichts mehr zu erwarten
von einem jenseits
keine angst zu haben vor dem leben
und auch nicht vor dem tod.
- Montserrat Abelló -
Was den Menschen ausmacht,
wenn ihm die Worte ausgehn,
seine uneingestandene Hoffnung
auf etwas, das es nicht gibt.
- Erika Burkart -
EINER UNBEKANNTEN
In diesem großen Traurigsein,
Das Leben heißt,
Kann einer fernen Lampe Schein
Oft wie ein liebes Grüßen sein
Von Geist zu Geist.
Und eines Menschen Angesicht,
Das kaum man kennt,
Kann rührend sein wie ein Gedicht
Und trösten wie ein leises Licht,
Das tief im Dämmer brennt.
- Anton Wildgans -
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Foto: Tim Maas |
Das wiegt alles auf:
Dass wir uns gewöhnen,
ruhig zu schlafen.
Dass wir aus dem Vollen schöpfen,
als gäbe es übergenug
von diesem seltsamem Stoff Leben.
Als könnte er nie zuende gehen.
- Christa Wolf -
alles wartet
warten worauf
doch niemand weiß es
weiß
worauf wir warten
daß unter allem
verborgen
etwas wartet
schon immer wartet
etwas
ungesagtes
unsagbares
wesentliches
- Anke Maggauer-Kirsche -
MITTERNACHT NAHT, und die Stille hebt an,
Überall
In den verschiednen Stockwerken des Lebens ...
Im dritten Stockwerk verstummt das Klavier ...
Im zweiten Stock ist kein Schritt mehr zu hören ...
Im Erdgeschoss schweigt das Radio ...
Alles geht schlafen ...
Ich bleibe allein mit dem ganzen Weltall.
Ich will nicht ans Fenster gehen:
Wenn ich hinausschaue, soviele Sterne!
Welch großes Schweigen dort oben!
Lieber lausche ich einsam,
mit dem Wunsche, nicht einsam zu sein,
ruhelos auf die Straßengeräusche ...
Ein Auto - zu schnell! -
Doppelschritte, gesprächsvertieft ...
Alles geht schlafen ...
Ich allein wache und lausche schläfrig
und hoffe
auf irgend etwas, bevor der Schlaf kommt ...
Auf irgend etwas …
- Fernando Pessoa -
Früh, eh der Tag seine Schwingen noch regt,
Alles noch schlummert und träumet und ruht,
Blümchen noch nickt in der Winde Hut,
Eh noch im Forste ein Vogel anschlägt,
Schreitet ein Engel
Durchs tauweiße Land
Streut uns den Segen
Mit schimmernder Hand.
Und es erwachet die Au und der Wald.
Blumen bunt reiben die Äuglein sich klar,
Staunen und flüstern in seliger Schar.
Aufstrahlt die Sonne, ein Amselruf schallt.
Aber der Engel
Zog längst schon landaus.
Flog wieder heim
In sein Vaterhaus.
- Hugo Ball-
Du kommst –
der nicht an mich denkt
und ungerufen nie käme,
dessen Schritte die raschelnden Blätter
vor meinem Fenster nicht kennen.
- Hilde Domin -
Sieh, das ist Lebenskunst:
Vom schweren Wahn des Lebens sich befrein,
fein hinzulächeln übers große Muß.
- Christian Morgenstern -