ARIE
Schließt euch, geliebte Blicke,
Nach der Umarmung zu,
Fühllos Gefühl erquicke
Dein Blut im Schoß der Ruh.
Löst euch, geliebte Glieder,
Reizendes Haupt, sink hin,
Ein fächelndes Gefieder
Besänftige jeden Sinn.
Dämmrung vor dich zu schatten
Heb ich die Hand ins Licht:
Fühls nicht, und fühl nur matten
Den Tag vor dem Gesicht.
Fühls nicht, und mich laß fühlen,
Wie die mich nun noch preßt,
Die leichte Hand, vom Kühlen
Entseelt, mich halb entläßt -
Und wie ein Traum die feuchten
Lippen dir halb entschließt -
Schließt euch, geliebte Leuchten.
Auch wer euch träumt, genießt.
Rudolf Borchardt (1877-1945)